BayernLB: Die Zahlen zum Horror

Jetzt ist es amtlich: Die BayernLB machte im vergangenen Jahr 5,1 Milliarden Euro Verlust und streicht jetzt 5600 Jobs. Einen Ausblick für 2009 will Bank-Chef Michael Kemmer lieber nicht geben.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Jetzt ist es amtlich: Die BayernLB machte im vergangenen Jahr 5,1 Milliarden Euro Verlust und streicht jetzt 5600 Jobs. Einen Ausblick für 2009 will Bank-Chef Michael Kemmer lieber nicht geben.

Es ist in diesen Tagen nicht leicht, Chef der BayernLB zu sein. Die Staatsbank gibt es nur noch, weil der Freistaat Bayern der Bank zehn Milliarden Euro gegeben hat. Und dann musste Bank-Chef Michael Kemmer gestern noch einen besonders lästigen Pflichttermin bewältigen: die Bilanzpressekonferenz. Er musste die Horror-Zahlen des vergangenen Jahres präsentieren. Er musste sagen, wie er die Krise zu lösen gedenkt. Und er musste sich Fragen zu Bonus-Zahlungen und der Schuld an der Krise stellen.

Die Horror-Zahlen: 5,1 Milliarden Euro Verlust verbucht die BayernLB für das Jahr 2008. Die Finanzkrise kostete die Bank 5,4 Milliarden Euro. Faule Wertpapiere kosteten vier Milliarden Euro, das Engagement bei der amerikanischen Pleite-Bank Lehman und Fehl-Investitionen in Island 1,4 Milliarden.

Die Schrumpfkur: „In diesem Konzern steht im Prinzip alles auf dem Prüfstand“, sagt Kemmer. Vom Herumspekulieren mit riskanten Wertpapieren sollen die Staatsbanker künftig die Finger lassen. Die Bank soll sich auf den Mittelstand, Großkunden, Immobilien und das Privatkundengeschäft konzentrieren. Die Bank soll sich nur in Bayern, Deutschland und ausgewählten Ländern betätigen. Niederlassungen im Ausland werden geschlossen oder verkleinert. Insgesamt müssen 5600 der 20300 Mitarbeiter weltweit gehen (siehe unten). Der Umbau kostet bis zu 700 Millionen Euro.

Bonus-Zahlungen: Kemmer gibt Entwarnung. „Da gibt’s nix, weil die Performance nicht gut war“, sagt er. Sein eigenes Gehalt will er nicht verraten.

Finanzbedarf: Braucht die BayernLB erneut Geld vom Staat? Nein, sagt Kemmer: „Wir sind auf der sicheren Seite.“ Seine Bank habe vorgesorgt für stürmische Zeiten. Eine Garantie will er aber nicht geben.

Druck aus Brüssel: Die EU-Kommission muss die 10-Milliarden-Euro-Spritze noch absegnen. Bis zum 18. April wollen die Kommissare Kemmers Umbauplan sehen. Angeblich wollen die Beamten, dass die BayernLB um die Hälfte schrumpft. Dann müsste Kemmer Tochterunternehmen abgeben: Die Balkan-Bank HypoAlpeAdria zum Beispiel, oder die Direktbank DKB. Beide will er aber unbedingt behalten. Die Balkan-Bank, weil sie jetzt nur einen Ramsch-Preis erzielen würde. Und die DKB, weil sie gut in das Privatkunden-Konzept passt. „Es gibt keine Signale, dass sie uns zu Notverkäufen zwingen würden“, sagt Kemmer über die EU-Kommissare.

Die Schuld an der Krise: „Ich bin weit davon entfernt zu sagen, die verantwortlichen Manager können nichts dafür“, sagt Kemmer.

Das große Bedauern: „Es ist zu bedauern, dass vor allem die bayerischen Steuerzahler in Anspruch genommen werden mussten, um die existenzbedrohende Lage bei der BayernLB zu beseitigen“, sagt Kemmer. Er sei sich seiner Verantwortung bewusst.

Die Prognose: Das Risiko eines Ausblicks will Kemmer nicht eingehen, weil er noch nicht absehen kann, welche Folgen die Finanzkrise hat. Er lässt aber durchblicken, dass er für 2009 noch keine schwarzen Zahlen erwartet. Einziger Lichtblick: In den ersten beiden Monate des Jahres 2009 seien „positive Ergebnisse“ erzielt worden. Fragt sich nur, was die Finanzkrise davon bis Ende des Jahres verschlingt.

Volker ter Haseborg

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.