Bayern gewinnt
"Der Zwang zum bayerntümelnden Auftritt, er wird offenbar stärker, je mehr Kratzer die einst so unangefochtene CSU abbekommen hat." Frank Müller über den weiß-blauen Landtagswahlkampf.
Wählen kommt von Auswählen. Und schon jetzt steht fest, dass wir Bayern bei der in diesem Herbst so richtig aus dem Vollen schöpfen können. Wir können CSU wählen, denn die ist „stolz auf Bayern“. Und die SPD, sie will „Bayern, aber gerechter“. Oder auch die Grünen, die mit der „weißblaue Seele und grünem Gewissen“. Dann hätten wir noch die FDP, man kennt sie ja als „konsequent, bayerisch, liberal“. Fehlt noch was? Leider ja: Seit diesemWochenende weiß man, dass selbst der Linken nichts anderes einfällt als. „Bayern für alle“. Und das bei Gysis obskur-bunter Truppe, von der man nun wirklich annehmen konnte, sie würde einen Hauch von Plattenbau und Mecklenburger Tristesse in den Bayern-Wahlkampf bringen.
Nichts da,Weiß-blau regiert, jetzt und für immer. Der Zwang zum bayerntümelnden Auftritt, er wird offenbar stärker, je mehr Kratzer die einst so unangefochtene CSU abbekommen hat. Das Kalkül dahinter ist klar: „Seht her, liebe Wähler“, rufen uns alle diese Slogans von SPD, Grünen, FDP und Linken zu, „ihr könnt auch nur ein bisschen CSU wählen“.
Doch das wird nicht aufgehen. Vom Wähler ist bekannt, dass er stets dem Original den Vorzug vor der Kopie gibt. Schon deswegen wird es für Franz Magets SPD mit ihrem „Ja-aber“-Wahlkampf („Bayern, aber gerechter“) wieder einmal ein böses Erwachen geben am Abend des 28. September. Und am Ende wird es sein wie immer: Die CSU regiert einfach weiter, die anderen raufen sich die Haare. Und probieren es beim nächsten Mal von Neuem.
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der AZ