Bauern-Schock: Weniger als 20 Cent für Milch

München - Milchpreis im Sinkflug: Einige Molkereien zahlen nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ inzwischen nur noch 18 bis 19 Cent je Liter. Damit sei der Preis erstmals unter die Marke von 20 Cent gefallen, schreibt das Blatt unter Berufung auf Molkereivertreter. Gestern stand das Thema auf der Agenda der EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel. Einige Molkereien hätten bereits vor Längerem Preise von weniger als 20 Cent angekündigt, sagt der Marktreferent Frank Feuerriegel. Warum sind die Preise im Keller? Wegen eines Überangebots in Europa. Zudem nehmen Länder wie etwa Russland zu wenig ab. Um kostendeckend wirtschaften zu können, bräuchten die rund 75 000 Milchbauern in Deutschland einen Erzeugerpreis von 40 Cent pro Liter.
Welche Pläne hat die Bundesregierung? Sie will Bauern mit einem mindestens zweistelligen Millionenbetrag helfen, über den Ende des Monats bei einem Milchgipfel gesprochen werden soll. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) meint, dass die Überproduktion den Preis drücke und auch dort die Lösung liege: „Es gibt nur einen Weg, wir müssen die Produktion eindämmen“, sagte Schmidt der „Süddeutschen Zeitung“.
Was ist mit einer Rückkehr zu einer Quotenregelung, um die Milchmenge zu reduzieren? Die lehnt Schmidt weiter ab. Stattdessen stellt er er Hilfen für die Bauern in Aussicht. „Wir werden den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen“, sagt Schmidt. Denkbar seien etwa Bürgschaften für Kredite.
Die Direkthilfen könnten sich ersten Aussagen des Landwirtschaftsministeriums auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag summieren.Eine Quote soll es aber nicht mehr geben. Die EU hatte im März den Weg für freiwillige Mengenreduzierungen für Milchprodukte freigemacht. Produzenten können sich nun bei den Mengen absprechen, ohne kartellrechtlich in Probleme zu geraten. Bisherklappt das kaum.
Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Hilfe für Milchbauern - Gescheit wäre anders
Was kritisiert der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM)? Er wirft Agrarminister Schmidt Untätigkeit in der Milchpreiskrise vor. Schmidts Plan, den Milchbauern Steuererleichterungen oder Kreditbürgschaften zu gewähren, „halten wir für völligen Quatsch. Das verpufft“, sagt der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber. Ursache des Problems sei die Überproduktion nach Abschaffung der Milchquote in der EU.
Wie soll der Preis laut Minister Schmidt wieder steigen? Anfang Mai hatte Aldi die Preise für einen Liter Vollmilch von 59 auf 46 Cent heruntergesetzt – das hat Signalwirkung für den Handel. Bei den Erzeugern kommt davon weniger an. Am Ende werde aber nur eine Verringerung der Milchmenge helfen, sagt Schmidt. Konkrete Maßnahmen nannte er nicht.
Wie viele Milchbauern kommen aus Bayern? Die Hälfte der deutschen Milch-Landwirte. Auf 30 000 Höfen im Freistaat stehen 1,2 Millionen Kühe. Sie haben im vergangenen Jahr 7,6 Millionen Tonnen Milch gegeben.