Banken-Aufsichtsräte tagen im Zeichen der Fusionsgespräche

Die Aussicht auf einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank sorgt für Diskussion. Verdi sieht das Vorhaben kritisch. Auch manche Finanzexperten sind nicht restlos überzeugt.
dpa |
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Die Zentralen der Commerzbank und der Deutschen Bank ragen hinter einem Hausdach in der FRankfurter City hervor.
Boris Roessler/dpa Die Zentralen der Commerzbank und der Deutschen Bank ragen hinter einem Hausdach in der FRankfurter City hervor.

Frankfurt/Main - Unter dem Eindruck der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank haben am Donnerstag die Aufsichtsräte beider Geldhäuser getagt. Über Inhalte der Treffen drang zunächst nichts nach draußen. Das Fusionsthema dürfte allerdings für Zündstoff gesorgt haben

Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor ihre ablehnende Haltung bekräftigt. "Wir werden die Kritik bei den Sitzungen der Kontrollgremien von Commerzbank und Deutscher Bank zur Sprache bringen", hatte Verdi-Bankenexperte Jan Duscheck angekündigt.

Die Gewerkschaft befürchtet im Fall einer Fusion den Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Ende 2018 beschäftigten beide Institute zusammen gut 133.000 Vollzeitkräfte. "Ich glaube nicht, dass Vorstand und Aufsichtsrat grundsätzlich gut beraten wären, einen Zusammenschluss gegen den Widerstand der Arbeitnehmer durchzusetzen", sagte Duscheck. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern, "bei der noch viele Maßnahmen anstehen, denen Betriebsräte und Verdi zustimmen müssen".

Die Termine für die jeweiligen Aufsichtsratssitzungen standen schon länger fest, auch wegen der Genehmigung der Jahresabschlüsse.

Deutsche Bank und Commerzbank hatten am Sonntag nach monatelangen Spekulationen die Aufnahme von Gespräche angekündigt. Sie betonten zugleich, dass eine Fusion keine ausgemachte Sache sei. Befürworter eines Zusammengehens glauben, dass die Banken nur gemeinsam stark genug wären, um sich gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu behaupten.

Manche Finanzprofis sind allerdings skeptisch. "Die Chancen, dass beide Banken eine bessere neue Einheit bilden können, sind gering - die bestehenden Ertragsprobleme lassen sich so kaum lösen", sagte Michael Hünseler, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Assenagon. Zudem werde ein Zusammenschluss auf absehbare Zeit wichtige Ressourcen bei Mitarbeitern und beim Management der Institute binden und so möglicherweise die Ertragskraft weiter schwächen.

Positiv könnten aus Hünselers Sicht unter anderem Größenvorteile im Privatkunden-Geschäft sein. Insgesamt bewerte er eine Fusion "jedoch als nicht zielführend, nicht zuletzt auch aufgrund komplexer Bewertungs- und Bilanzierungsfragen sowie gravierender Unterschiede in der Unternehmenskultur."

Auch Finanzexperten, die vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt wurden, beurteilten einen Zusammenschluss skeptisch. Danach meinten lediglich gut 15 Prozent der 174 Befragten, dass eine Fusion gut für das deutsche Finanzsystem wäre. Knapp 65 Prozent stimmten dieser Aussage nicht zu. Der Rest erwartet weder negative noch positive Folgen. "Nach Ansicht der befragten Finanzmarktexperten überwiegen bei einer Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank, die kompliziert und teuer in der Umsetzung ist, die Nachteile, erläuterte ZEW-Präsident Achim Wambach.

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