Ballack-Strom: Kurzschluss beim Billig-Anbieter?

Der durch Prominenten-Werbung bekannte Energieanbieter Teldafax hat Probleme: Angeblich ist sogar sein früherer Chef in Haft
von  Abendzeitung
Werbeträger Michael Ballack mit Teldafax-Trikot.
Werbeträger Michael Ballack mit Teldafax-Trikot. © AZ

München - Der durch Prominenten-Werbung bekannte Energieanbieter Teldafax hat Probleme: Angeblich ist sogar sein früherer Chef in Haft

Nationalspieler Michael Ballack wirbt für den Billig-Stromanbieter. Bei „Wetten dass?“ mit Thomas Gottschalk durfte sich Teldafax als Sponsor präsentieren. Und Bayer-Leverkusen-Sportchef Rudi Völler lächelt Kunden von der Website freundlich an. Doch jetzt sind gegen das Unternehmen schwere Vorwürfe laut geworden.

Der Troisdorfer Stromanbieter stecke in dicken finanziellen Schwierigkeiten, berichtet das „Handelsblatt“. Die Firma lebe auf Pump, habe seit ihrer Gründung nur Verluste geschrieben. Erstmals 2008, danach 2009 sei das Unternehmen kurz vor der Pleite gestanden. Bis heute gebe es keine geprüften Bilanzen für die Geschäftsjahre 2008 und 2009. Zurzeit, berichtet Teldafax selbst, verhandle der Vorstand mit einem Geldgeber. „Uns droht keine Insolvenz“, heißt es dort.

Michael Josten, der frühere Vorstandschef und spätere Aufsichtsrat von Teldafax, sitzt zurzeit in Bruchsal in Haft – wegen Untreue in 176 Fällen und Gläubigerbegünstigung, so das „Handelsblatt“. Das Urteil gehe auf einen Millionenbetrug mit geschlossenen Immobilienfonds zurück. Die Strafkammer habe eine „besonders habgierige Gesinnung des Angeklagten Josten“ festgestellt. Auch bei Teldafax soll Josten hemdsärmelig vorgegangen sein. Das Unternehmen habe von großen Energiekonzernen Strom eingekauft und billiger an seine Kunden weitergereicht – ein Geschäftsmodell, das nur so lange funktionierte, wie Teldafax in großem Stil Neukunden acquirierte. Die Vorkasse, die die Kunden leisten mussten, habe die Verluste aus dem Stromverkauf zum Teil kaschiert – ein Schneeballsystem.

Probleme seien unausweichlich gewesen. Die Spezialisten der Kanzlei Görg, später bekannt geworden durch das Karstadt-Arcandor-Insolvenzverfahren, seien im vergangenen Herbst hellhörig geworden. Sie legten ihr Mandat bei Teldafax nieder, schrieben zuletzt: „Sofern Sie noch bei einer eventuellen Antragsstellung gegenüber dem Insolvenzgericht Hilfestellung benötigen, stehen wir hierfür gerne zur Verfügung.“

Doch statt eines Offenbarungseides erhöhten die Teldafax-Vorstände ihre Marketing-Anstrengungen – und setzten darauf, so der Bericht, durch Preiserhöhungen in der Zukunft ihre Schulden wieder abzutragen.

Doch dafür braucht es genügend Kunden. Die werden sich jetzt möglicherweise rar machen. Und wer schon Teldafax-Strom bezieht, könnte nervös werden. Allerdings berechtigt die Sorge um den Stromanbieter nicht zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag, sagt Petra von Rhein von der Verbraucherzentrale Bayern. Nicht einmal bei einem Insolvenzantrag dürften Kunden vor Vertragsende raus. „Schließlich kann es ja sein, dass der Insolvenzverwalter einen Käufer für das Unternehmen findet und die Geschäfte ganz normal weiterlaufen.“

Petra von Rhein sieht trotzdem keinen Grund zur Panik. „Heutzutage ist ein Anbieterwechsel schnell und unproblematisch möglich“, sagt sie. Auch Dagmar Ginzel vom Verbraucherportal Verivox gibt Entwarnung: „Wenn ein Stromlieferant ausfällt, erhält der Kunde automatisch den Strom des örtlichen Versorgers, zum jeweiligen Grundtarif“, sagt sie.

Susanne Stephan

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