AZ-Meinung: Mae West? Runde Sache!

Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die „Mae West“ und das Phänomen Kunst am Bau
Der Münchner neigt bekanntlich zum Granteln. Die bevorzugten Themen seines Unmuts sind erstens das Dreckswetter und zweitens die sogenannte „Kunst am Bau“, also jene oft merkwürdigen Gebilde – Baumstämme, Metallscheiben, verrostete Eisenskulpturen –, die bei Bauprojekten als kulturelles Feigenblatt vorgeschrieben sind.
Mit der Kritik am Wetter hat der Münchner recht, mit dem Gemoser an der Kunst nicht. Der Beweis steht am Effnerplatz: Die gerade aufgestellte „Mae West“ ist grandios, ja, sie haut den Betrachter schlichtweg um. Monumental und gleichzeitig filigran – ein Kunstwerk, das einer Weltstadt angemessen ist.
Mit dem Vorwurf, eine solche Skulptur sei „überflüssig“, könnte man von Kandinskys Gemälden bis zum „Walking Man“ in der Leopoldstraße alles abkanzeln. In unserer auf Effizienz ausgerichteten Welt symbolisiert Mae West, dass es noch etwas anderes als blanke Funktionalität gibt. Ich finde das schön!