Autos zum Niedrigpreis

MÜNCHEN Viele Extras zum Sonderpreis, 1760 Liter Ladevolumen – der Skoda Yeti Kompakt-SUV gefällt nicht nur dem früheren Bundespräsidenten Christian Wulff. Mit einem Preis ab 18650 Euro begeistert er auch Kunden, die sich nicht zu den Gutverdienern zählen. Ein Preisknüller in Zeiten stagnierender Realeinkommen? Selbst für den Skoda Yeti gibt es Billig-Konkurrenz – den Dacia Duster, der bereits ab 10490 Euro zu haben ist.
Autos sind gut, preiswerte Autos sind noch besser – die Pkw-Hersteller jenseits der BMW-Klasse richten sich auf harte Preiskämpfe in Europa und den Schwellenländern ein. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn will 2016 ein Billigauto auf den Markt bringen, das in Ländern wie Indien und China „Basismobilität“ anbieten solle. Der Preis: Zwischen 6000 und 7000 Euro. Auch beim Lada Granta, der im Frühjahr auch bei uns auf den Markt kommen soll, muss der Käufer nicht besonders tief in die Tasche greifen. Die Stufenhecklimousine wurde zusammen mit Renault entwickelt, zunächst für den russischen Markt. Der Preis: Voraussichtlich ab 8000 Euro. A
Ab März gibt’s von Dacia den Hochdachkombi Dokker ab knapp 9000 Euro, der den Renault Kangoo angreift. Auch ein Newcomer unter den Herstellern, der chinesische Autobauer Qoros, plant einen Billig-Pkw. Das Unternehmen, ein Zusammenschluss des chinesischen Herstellers Chery und des israelischen Mischkonzerns Israel, will pro Jahr 150000 Fahrzeuge für Erstkäufer bauen, die sich weder VW noch BMW leisten können. „Wir sind sicher, dass wir hier unsere Nische finden“, sagte der deutsche Designchef Gert Hildebrand der „Welt am Sonntag“.
Exotenmodelle für wenig lukrative Märkte? „Wer weltweit Marktführer sein will, braucht das Billigauto“, postuliert der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Für ihn ist ein Billigauto, was um mindetens 35 Prozent unter den Preisen eines konventionellen Fahrzeugs in einer vergleichbaren Klasse und Größe liegt. 2011 wurden weltweit 6,5 Millionen Billigautos verkauft. Das Marktpotenzial schätzt Dudenhöffer auf gut 25 Millionen pro Jahr.
Die Gründe für den erwarteten Billig-Boom: In den schuldengeplagten Ländern Südeuropas fehlt immer mehr Menschen das Geld für einen konventionellen Pkw. Gleichzeitig wächst in den aufstrebenden Volkswirtschaften Lateinamerikas und Asiens eine Käuferschicht heran, die sich zwar keinen Golf leisten kann, aber wohl einen kleinen Fiat.
Mit Einsteigermodellen ohne Schnickschnack leitet die Branche eine Kehrtwende ein. In den letzten 25 Jahren sind Autos, gemessen an den Einkommen, immer teurer geworden, rechnet Dudenhöffer vor. 1980 arbeiteten Beschäftigte mit einem deutschen Durchschnittseinkommen knapp 10 Monate, um sich ein Auto leisten zu können. Heute seien es fast 16 Monate. Bleibt die Frage nach der Sicherheit: Bietet ein Auto für ein paar tausend Euro wirklich die gleichen Standards wie ein konventioneller Wagen für den dreifachen Preis? Ja, sagt Willi Diez, der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen Geislingen. Der Autobau habe mittlerweile ein so hohes Niveau erreicht, dass selbst für überschaubare Beträge zuverlässige Qualität geliefert werde.