Autokrise gefährdet bis zu 100.000 Jobs

Opel braucht staatliche Bürgschaften, Daimler arbeitet an einem Sparprogramm, Zulieferer bangen um Aufträge: Die Autokrise hat weitreichende Folgen und bedroht zahlreiche Arbeitsplätze.
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Zulieferer sind besonders betroffen
dpa Zulieferer sind besonders betroffen

Opel braucht staatliche Bürgschaften, Daimler arbeitet an einem Sparprogramm, Zulieferer bangen um Aufträge: Die Autokrise hat weitreichende Folgen und bedroht zahlreiche Arbeitsplätze.

Die Krise der Automobilindustrie reißt immer mehr Unternehmen in ihren Sog: Bis zu 100.000 Jobs sind laut Experten bei Auto- und Zuliefererbranche mittlerweile in Gefahr. Auch bei den Autohändlern droht eine massive Pleitewelle. Bund und Länder wollen in den kommenden Tagen über Hilfe für den angeschlagenen Autobauer Opel beraten. Derweil plant Daimler offenbar ein massives Sparprogramm.

Bundeskanzlerin Angela Merkel machte die Hilfe für Opel am Wochenende zur Chefsache. Die CDU-Vorsitzende lud die Konzernspitze für Montag zu einem Krisengipfel nach Berlin ein. Am Dienstag wollen dann Finanzminister Peer Steinbrück und Wirtschaftsminister Michael Glos mit Ländervertretern über Bürgschaften für Opel beraten.

Glos will Gegenleistungen

Das Traditionsunternehmen Opel braucht wegen eines Absatzeinbruchs und der dramatischen Krise bei der Konzernmutter GM eine Bürgschaft von Bund und Ländern. Laut «Bild am Sonntag» und «Focus» geht es um zwei Milliarden Euro, die GM seiner Tochter schuldet. Gegen ein großangelegtes staatliches Rettungspaket gibt es jedoch zunehmend Bedenken. Der Ruf nach dem Staat dürfe nur der allerletzte Weg sein, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft seien, sagte Wirtschaftminister Glos. Zudem werde der Bund bei Hilfen Gegenleistungen wie die Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen fordern.

Steinbrück will keine Trittbrettfahrer

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück warnte in einem Zeitungsinterview vor «Krisen-Trittbrettfahrern». «Ich warne vor einem Managerdenken, das da lauten könnte: Oh, die Gelegenheit ist günstig, da können wir uns etwas vom Staat holen, was wir sonst nicht bekommen hätten», sagte der SPD-Politiker der «Leipziger Volkszeitung». Wer seine Defizite selber zu verantworten habe, solle nicht auf den Staat als Reparaturbetrieb bauen. «Das wird es mit der Bundesregierung nicht geben», betonte Steinbrück. Der Staat könne nicht plötzlich überall irgendwelche Branchen-Förderprogramme aufstellen.

Daimler will weniger PKWs bauen

Der Autobauer Daimler erwägt offenbar ein massives Sparprogramm. Nach einem Bericht der «Automobilwoche» will das Unternehmen wegen massiver Absatzeinbrüche 2009 rund 150.000 Pkw der Marke Mercedes weniger bauen als ursprünglich geplant. Ein Daimler-Sprecher kommentierte den Bericht nicht. Unterdessen beklagten die Vorstandschefs von Volkswagen und Daimler, Manfred Winterkorn und Dieter Zetsche, eine zögerliche Kreditvergabe der Banken. Winterkorn sagte: «Die Banken müssen endlich das machen, wofür sie da sind: Geld verleihen und Projekte finanzieren.»

Experten wollen auch Amerikaner in die Pflicht nehmen

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte vor einer unbedachten staatlichen Bürgschaft für Opel. «Wenn die US-Regierung das Rettungsprogramm für den Mutterkonzern General Motors in den USA nicht unterstützt, wäre eine Bürgschaft wie ein Scheck an Lehman Brothers», sagte der Volkswirt. Dudenhöffer befürchtet, Ende 2009 werde es in der Autoindustrie 100.000 Jobs weniger geben als heute, wenn die Politik nicht schneller und effektiver gegensteuere. Willi Diez, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Geislingen, erklärte, dass bis Mitte des kommenden Jahres bis zu 50.000 Jobs wegfallen könnten. Von zurzeit 9500 Autohändlern könnten demnach bis 2010 nur etwa 8000 übrig bleiben.

Ford und Mini wollen Marktanteile steigern

Dagegen gaben sich die Autobauer Ford und Mini zuversichtlich. Nach Aussagen von Fordwerke-Chef Bernhard Mattes sind die Werke in Köln und Saarlouis voll ausgelastet, zudem hält man daran fest, seine Marktanteile in Deutschland und Europa zu steigern. Auch der Chef der BMW-Tochter Mini, Wolfgang Armbrecht, erklärte, die Marke wachse «in vielen Märkten entgegen dem jeweiligen Marktrend weiter». (AP/dpa)

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