Autoindustrie lehnt Hardware-Nachrüstungen bei Diesel ab

Geht es nach der Autoindustrie, werden Dieselmotoren nur so weit technisch nachgebessert, wie nötig. Erst sollen die beim Dieselgipfel beschlossenen Maßnahmen angesehen werden. 
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Durch den Diesel-Abgas-Skandal hat die deutsche Automobilindustrie kräftig an Ansehen eingebüßt.
dpa Durch den Diesel-Abgas-Skandal hat die deutsche Automobilindustrie kräftig an Ansehen eingebüßt.

Berlin - Die Autoindustrie lehnt technische Nachbesserungen an Dieselautos über die Beschlüsse des sogenannten Dieselgipfels hinaus weiter ab.

Es sei sinnvoll, erst die Wirkung der beschlossenen Maßnahmen anzusehen, statt kurz nach dem Treffen weitere Schritte zu fordern, bekräftigte der Präsident des Branchenverbands VDA, Matthias Wissmann, in der Passauer Neuen Presse.

Für eine großen Teil der Fahrzeuge seien Hardware-Nachrüstungen technisch nicht möglich, weil der Platz für Einbauten fehle. "Diese würden auch dort, wo sie machbar sind, Jahre dauern und müssten von den Behörden in aufwendigen Tests abgenommen werden", sagte Wissmann. "Wer schnelle Lösungen will, darf nicht nach Hardware-Nachrüstungen rufen."

Zypries gegen das Aus der Diesel-Motoren

Unter anderem Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte die Autoindustrie zu weitergehenden Nachrüstungen von Dieselautos aufgefordert. Die auf dem Dieselgipfel Anfang August angekündigten Softwareupdates reichten nicht aus.

Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) bekräftigte am Samstag in Berlin, dass sie strikt gegen ein Aus für Dieselmotoren sei. Bei sauberen Antriebsarten für die Zukunft könne es auch um eine Weiterentwicklung des Diesels gehen, sagte Zypries beim Tag der offenen Tür der Bundespressekonferenz in Berlin. "Denn der Diesel ist ja eigentlich ein guter Motor. Er ist ein bisschen in Generalverschiss geraten, aber das ist nicht richtig."

Auf die Frage, ob sie angesichts der Grünen-Forderung nach einem Ausstieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor bis 2030 als Bedingung für eine Regierungsbeteiligung überhaupt eine Koalitionsoption mit den Grünen sehe, sagte Zypries: "Das Wesen der Koalitionsverhandlungen ist, dass man Positionen räumt, die man im Wahlkampf gehabt hat. Insofern glaube ich, dass wir noch alle Chancen haben, da auch mit den Grünen überein zu kommen."

"Made in Germany" angeknackst

Der Dieselmotor habe einen geringen CO2-Ausstoff, Stickoxide würden in der neuesten Entwicklungsstufe durch Zuführung von Harnstoff weitgehend neutralisiert, sagte Zypries. Deswegen werbe sie dafür, dass Autoindustrie und Politik gemeinsam die Haltung vertreten: "Jetzt verteufelt nicht den Diesel, sondern haltet ihn hoch und entwickelt ihn lieber weiter."

Die Autounternehmen hätten mit ihrem Betrug bei der Abgasreinigung für einen Glaubwürdigkeitsverlust der gesamten deutschen Wirtschaft gesorgt, kritisierte Zypries. "Das ganze Made in Germany ist ja irgendwie so ein bisschen angeknackst dadurch in der Wahrnehmung."

Dies müssten die Autounternehmen bereinigen - am besten, indem "sie ordentliche, saubere Antriebe produzieren". Dabei könne es nicht nur um den Elektroantrieb gehen, sondern generell um alternative Antriebe wie etwa auch einen Kunsttreibstoff, Gas oder Wasserstoff.

VDA-Chef Wissmann räumte erneut ein, dass die Branche Vertrauen verspielt habe: "Es ist richtig: Mancherorts sind schwere Fehler passiert. Da ist diese Kritik berechtigt", sagte der Zeitung. Es dürfe aber kein Pauschalurteil über die gesamte Branche gefällt werden. "Diesen wichtigen Unterschied machen sowohl Frau Merkel als auch Herr Schulz. Wer genau zugehört hat, weiß auch, dass beide den Diesel verteidigen und nicht nach Hardware-Nachrüstungen rufen."

Lesen Sie hier: Folgen des Diesel-Debakels - Klarer Kurs: Die Autokanzlerin muss handeln

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