Authentisch bleiben
Im IOC gelten eigene Regeln, es geht um Macht und viel Geld. AZ-Sportredakteur Florian Kinast über die Olympia-Bewerbung Münchens.
Winterspiele in München und Oberbayern, diese Idee entstand schon vor gut zwei Jahrzehnten, lange aber wirkte diese Vision utopisch. Doch das einstige Hirngespinst hat sich beharrlich festgesetzt in den Köpfen, bis hinauf in die Politik. Merkel, Ude, Seehofer, nie waren sie sich so einig wie beim Werben um die Winterspiele 2018, ein nationales Großprojekt, das tatsächlich große Chancen auf Erfolg hat.
Pyeongchang, ein koreanischer Retortenort? Hilfe, bloß nicht. Und Annecy? Ein Witz, viel zu klein. München dagegen hat Alpen, Winter-Tradition und viele schon vorhandene Sportstätten. Warum also zittern?
Weil das IOC das IOC ist und dort eigene Regeln gelten. Was interessiert den Funktionär aus Usbekistan die Umweltverträglichkeit einer Biathlon-Loipe in Oberammergau, den IOC-Mann aus Costa Rica die Nachhaltigkeit einer Partenkirchener Skisprungschanze. Herzlich wenig. Im IOC geht es um Ränkespiele, persönliches Machtstreben und vor allem viel Geld.
Und dennoch, bei allem Geschäft im Hintergrund, den zu wünschenden Zuschlag gibt es nur, wenn die Bewerbung authentisch bleibt. Liebenswert und überzeugt, charmant und bestimmt, mit Selbstironie und Selbstbewusstsein. München halt.