Aus für Hertie - und Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof

Die Vergangenheit war groß und stolz – die Zukunft dagegen findet ohne Hertie statt: Positive Nachrichten gibt es dagegen von der Konkurrenz: Kaufhof und Karstadt wollen fusionieren.
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Ganz dunkle Zukunft: Hertie dürfte bald von der Bildfläche verschwinden.
dpa Ganz dunkle Zukunft: Hertie dürfte bald von der Bildfläche verschwinden.

ESSEN/MÜNCHEN - Die Vergangenheit war groß und stolz – die Zukunft dagegen findet ohne Hertie statt: Positive Nachrichten gibt es dagegen von der Konkurrenz: Kaufhof und Karstadt wollen fusionieren.

Es war ein frustrierendes Fazit, zu dem die versammelten Gläubiger der insolventen Kette in Essen kamen. Mit fast 85 Prozent folgten sie der Empfehlung des Insolvenzverwalters Biner Bähr, die bundesweit verbliebenen 54 Hertie-Häuser innerhalb der nächsten zwei Monate zu schließen und die Immobilien zu verkaufen.

Die drei verbliebenen Hertie-Häuser in München dürften schon innerhalb der nächsten Wochen geschlossen werden. Den betroffenen 120 Mitarbeitern bleibt voraussichtlich nur der Gang zur Arbeitsagentur.

Dazu gebe es keine Alternative mehr, sagte Bähr. Zuvor hatten sich alle Verhandlungen zwischen dem britischen Hertie-Besitzer Dawnay Day und einer Investorengruppe zerschlagen. Die Briten hatten Hertie 2005 von Karstadt gekauft. 2008 wurden sie wegen Fehlspekulationen mit Immobilien selbst zahlungsunfähig.

Das Personal ist wütend

Auf die Mitarbeiter kommen nun schwere Zeiten zu. Es ist sogar unklar, ob ihr künftiger Ex-Arbeitgeber noch Geld für einen Sozialplan oder Abfindungen hat. Bislang bleibt ihnen lediglich die vage Hoffnung, von künftigen Käufern der einzelnen Standorte für neue Projekte eingestellt zu werden.

Dementsprechend geladen ist die Stimmung in der Belegschaft: Gesamtbetriebsratschef Bernd Horn attackierte die Dawnay-Day-Gruppe. Diese habe den Konzern „ausbluten“ lassen. Solchen Unwillen zu einer konstruktiven Lösung hätten die Mitarbeiter noch nie erlebt, sagte Horn. Aber auch Bundesregierung und die Banken hätten Hertie „im Stich gelassen“.

Enttäuscht und verbittert reagierte auch der Insolvenzverwalter. Bähr hatte bis zuletzt versucht, den Konzern auf neue Füße zu stellen. Dawnay Day habe sich aber verweigert. Hauptstreitpunkt bei den gescheiterten Verhandlungen war, ob die Besitzer bereit sind, ihre Mietforderungen an die Hertie-Häuser zu reduzieren. Bähr zufolge verlangen die Besitzer von ihren eigenen Filialen völlig unüblich hohe Sätze von bis zu 25 Prozent des Umsatzes. Dawnay-Day-Anwalt Detlev Stoecker wies die Vorwürfe zurück. Schließlich habe die Gruppe 180 Millionen Euro in Hertie gesteckt.

Karstadt und Kaufhof: Kommt die Hochzeit?

Führt die Warenhauskrise jetzt wirklich zur Megafusion der großen Platzhirsche Kaufhof und Karstadt? Nach anfänglichem vorsichtigen Betasten deutet nun vieles auf eine Elefantenhochzeit hin: Die beiden Vorstandschefs der Mutterkonzerne Metro (Kaufhof) und Arcandor (Karstadt) trafen sich gestern zum Gipfel.

Danach lehnten sich Eckhard Cordes (Metro) und sein Arcandor-Kollege Karl-Gerhard Eick überraschend weit aus dem Fenster: Sie wollten den Zusammenschluss ihrer Töchter zu einer „Deutsche Warenhaus AG“ prüfen, hieß es nach dem Treffen. Dem soll bald noch ein weiteres folgen. Die Börsen reagierten begeistert, beide Aktien legten kräftig zu. Noch kurz zuvor hatte Eick den Fusionsvorschlag von Cordes als „taktisches Manöver und Störfeuer auf der politischen Bühne“ abgelehnt.

Gewinner dieses Deals (sofern er denn kommt) dürfte die Metro-Gruppe sein. Der Konzern ist in deutlich besserer Verfassung als Arcandor, das stark unter Druck steht. Die Karstadt-Mutter braucht bis Mitte Juni eine Anschlussfinanzierung für einen 650-Millionen-Euro-Kredit. Arcandor will dafür eine Staatsbürgschaft, was Konkurrent Metro aus Wettbewerbsgründen ablehnt. Selbst eine Insolvenz wurde bereits ins Gespräch gebracht – von Chef Eick persönlich.

Für die Metro bietet all dies eine gute Gelegenheit, sich den Konkurrenten einzuverleiben. Doch auch Metro soll schon Zugeständnisse gemacht haben, hieß es gestern. Der Konzern sei nun nicht mehr nur an den 121 Karstadt-Häusern interessiert, sondern auch an der Konzernverwaltung, hieß es.

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