Aus der Fassung geraten

Ein schlichtes hölzernes Rednerpult, viele aufgebrachte Aktionäre. Etliche haben Zigtausende in HRE-Aktien investiert, manche ihre ganze Altersvorsorge. Jetzt wollen sie wenigstens ihrem Ärger Luft machen – und zwar ohne, dass ihnen jemand den Mund verbietet.
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Auf dem Weg zur HRE-Hauptversammlung
dpa Auf dem Weg zur HRE-Hauptversammlung

MÜNCHEN - Ein schlichtes hölzernes Rednerpult, viele aufgebrachte Aktionäre. Etliche haben Zigtausende in HRE-Aktien investiert, manche ihre ganze Altersvorsorge. Jetzt wollen sie wenigstens ihrem Ärger Luft machen – und zwar ohne, dass ihnen jemand den Mund verbietet.

Das sieht HRE-Aufsichtsratschef Michael Endres anders. Er ist nicht mehr der Jüngste, und die Aussicht auf eine schier endlose Hauptversammlung strengt ihn sichtlich an. Ab neun Uhr werden Wortmeldungen entgegen genommen. Schnell sind es 30, dann 40, dann fast 50 Anträge. Michael Endres hat keine Absicht, die Hauptversammlung auf zwei Tage auszudehnen, und begrenzt die Rednerzeit auf zehn Minuten – zunächst. Am Nachmittag sind neue Wortmeldungen eingegangen, die Gesichter auf dem Podium werden langsam matt und grau. Endres setzt die Redezeit auf fünf Minuten herab.

Fünf Minuten? Der Schuss geht nach hinten los, denn jetzt haben die Anteilseigner noch mehr Grund zum Ärger. „Das finde ich schon ein dickes Ding“, kommentiert ein Aktionär die zeitliche Einschränkung. Von „bodenloser Arroganz“, spricht ein anderer.

Eine Minute, bevor die Redezeit eines Aktionärs um ist, blinkt jeweils eine rote Glühbirne. Nach Ablauf der fünf Minuten geht das Blinken in ein rotes Dauerlicht über. Zuviel für einen Aktionär, der noch viel zu sagen hätte – und dem es schließlich zu dumm wird: „Ich dreh' das Ding jetzt einfach raus“, sagt er unter dem Beifall der übrigen Aktionäre – und schraubt die rote Glühbirne aus ihrer Fassung.

Er hat die Lacher auf seiner Seite, auch wenn schon kurz darauf die Glühbirne wieder reingedreht wird und im Dauerblinken die Brandreden der Anteilseigner optisch kommentiert. Es ist die letzte Hauptversammlung der Hypo Real Estate als Bank im Privatbesitz. Alles ist anders als sonst, die Nerven der Aktionäre liegen blank. Unbegrenzt.

Susanne Stephan

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