Aus der Bahn

"Hier wechselt jemand die Ansichten so schnell wie die Seiten": Matthias Maus über den schwer erträglichen Ex-Gewerkschafter Norbert Hansen.
von  Abendzeitung

"Hier wechselt jemand die Ansichten so schnell wie die Seiten": Matthias Maus über den schwer erträglichen Ex-Gewerkschafter Norbert Hansen.

Man hat sich ja an etliche zweifelhafte Zeitgenossen gewöhnen müssen. Und ganz so, als hätten skrupellose Manager, opportunistische Politiker oder profilneurotische TV-Ansagerinnen nicht genug Erregungs-Potential, lernen wir eine neue Unterart der Unerträglichen kennen: den Funktionär als Söldner, den vom Arbeiterführer zum Arbeiterverräter mutierenden Gewerkschaftsboss. Seit den Wendehälsen der Wiedervereinigung hat es kaum einen Seitenwechsler gegeben, der mehr empört als Norbert Hansen. Als Chef von Transnet hielt er sich noch eher zurück, als es um die Auseinandersetzungen mit den Lokführern ging.

Vermutlich wusste er schon, dass es ein wärmeres Plätzchen für ihn geben würde auf der anderen Seite – in der Zentrale des Konzerns, dessen Mitarbeiter er vertreten sollte. Daran ist erst mal gar nicht so viel auszusetzen. Wenn Belange der Beschäftigten in den Berechnungen der Chefetagen wichtiger werden, dann ist das gut. Doch davon kann im vorliegenden Fall nicht die Rede sein.

Hansen hat die Ansichten so schnell gewechselt wie die Seiten. Im Fluge wurden bei ihm aus Menschen Kostenfaktoren, die es freilich zu reduzieren gilt. Übertroffen wird diese Unverfrorenheit nur noch von der Dämlichkeit, solche Heuschrecken- Denke ungefiltert rauszuposaunen. Das prompte Dementi seinen neuen Chefs ist Zeichen von Unprofessionalität in der Personalpolitik, und eine weitere Peinlichkeit für das Unternehmen Bahn.

Der Autor ist Chefreporter der Abendzeitung.

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