Auftragseinbruch setzt sich fort: Zittern vor dem Herbst

Es wird wohl noch Jahre bis zur Normalität vergehen: Leere Auftragsbücher gibt es derzeit in weiten Teilen der deutschen Industrie. Die Bestellungen bei MAN haben sich halbiert, bei Siemens sind die Gewinne bei 21 Prozent im Minus.
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Herbe Einbrüche bei MAN
dpa Herbe Einbrüche bei MAN

MÜNCHEN - Es wird wohl noch Jahre bis zur Normalität vergehen: Leere Auftragsbücher gibt es derzeit in weiten Teilen der deutschen Industrie. Die Bestellungen bei MAN haben sich halbiert, bei Siemens sind die Gewinne bei 21 Prozent im Minus.

Es sieht düster aus, und Hakan Samuelsson will sich nicht vorwerfen lassen, er habe falsche Hoffnungen geweckt. Das erste Halbjahr war für MAN verheerend, das zweite wird kaum besser werden, verkündete der Vorstandschef des Lastwagen- und Maschinenbaukonzerns. Die Aufträge haben sich fast halbiert – und bis sie wieder ihr ursprüngliches Niveau erreichen werden, dürften Jahre vergehen, schätzt er.

Nicht mehr nur bei den Lkw, sondern auch bei Dieselmotoren und Turbomaschinen verbucht MAN herbe Einbrüche. Damit steht das Unternehmen nicht allein da: Die Wirtschaftskrise schlägt zurzeit voll auf die deutsche Industrieproduktion durch. Der Auftragseingang im gesamten Maschinenbau ist im Juni um 46 Prozent eingebrochen, berichtete der Branchenverband VDMA. Und es kann noch schlimmer kommen. „Wir haben die Bodenbildung noch nicht erreicht“, sagte der VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann zur AZ.

Der Maschinenbau sei ein „Spätzykler“, erläutert der Experte – ausgerchnet wenn sich nach einem Abschwung die Konjunktur fange, würde erfahrungsgemäß vielen Betrieben das Geld ausgehen, um neue Industrieanlagen zu kaufen. Immerhin bemüht sich Wortmann, die Zukunft nicht rabenschwarz zu sehen: „Wir sehen weltweit einige Frühindikatoren, die auf einen Aufschwung hindeuten. Und das ist mehr als eine Erwartungsblase.“

Vorerst herrscht bei vielen Konzernen aber Käuferstreik. Auch Siemens sind zwischen April und Juni überraschend die Bestellungen (minus 28 Prozent) und Gewinne (minus 21 Prozent) weggebrochen. Der Umsatz sank dank des alten Auftragspolsters nur leicht, aber die Kunden stornierten erstmals Aufträge für eine halbe Milliarde Euro. Um die Krise halbwegs zu überbrücken, waren zuletzt rund 19 000 Siemens-Beschäftigte an den deutschen Standorten in Kurzarbeit.

Immerhin machte Siemens noch 1,32 Milliarden Euro Gewinn. MAN dagegen schaffte nur noch 27 Millionen, und das Management des Konzerns wird sich glücklich schätzen, wenn es das Jahr 2009 mit schwarzen Zahlen abschließen kann. Fürs zweite Halbjahr erwartet Samuelsson noch einmal scharfen Gegenwind, weil in der Sommerpause das Geschäft meist schwächelt. Außerdem könnte vielen Kunden im Herbst finanziell die Luft ausgehen, fürchtet MAN-Finanzvorstand Karlheinz Hornung.

Unklar ist, wie sich die schwierige Lage auf die Beschäftigten im Nutzfahrzeugwerk in München auswirken wird. Für sie gilt ein Beschäftigungssicherungsvertrag bis 2012, und Hakan Samuelsson machte am Donnerstag nochmals klar, dass er daran nicht rühren wolle. „Wir brauchen unsere Mitarbeiter auch in Zukunft“, sagte er. Solange es das „sehr positive Werkzeug“ der Kurzarbeit gebe, wolle er es nutzen. Zurzeit arbeiten bei MAN in Deutschland rund 12000 Beschäftigte kurz. Im Bereich Nutzfahrzeuge wurden außerdem 3700 Stellen abgebaut, indem Leiharbeiter nicht weiter beschäftigt wurden und Mitarbeiter Abfindungen bekamen. sun

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