Aufruf zum Streit
Der Vize-Chefredakteur der AZ über den Weg der Stadt ins Jahr 2030.
Hören Sie es auch schon flöten? Genau 20 Jahre ist es her, dass Georg Kronawitter mit der Theorie in den Kommunalwahlkampf zog, dass München ein Dampfkessel ist, der kurz vor dem Zerbersten sei. Was hat sich seitdem geändert? Nicht viel – und genau das ist das Problem.
Zwar ist das einzig Beständige in München seit etwa 50 Jahren nur der Wandel. Aber der kannte bisher lediglich eine Richtung: Immer mehr, immer teurer. Nur „immer höher“ ist bis auf weiteres durch den Hochhaus-Bürgerentscheid – initiiert natürlich von Kronawitter – ausgeschlossen. Die großen Trends hingegen sind ungebrochen: Der Zuzug nach München hält an, in 20 Jahren werden 1,5 Millionen Menschen hier wohnen. Wohnungen sind aber jetzt schon rar, bezahlbare erst recht. Die Zahl der Geburten steigt an,
Betreuungsplätze sind bereits heute Mangelware. Die Münchner leben länger. Die Aufgabe, wie eine seniorengerechte Stadt aussehen soll, ist allerdings ungelöst. Viele werden angesichts dieser Entwicklungen ins Umland ziehen. Die Frage, wie diese Pendler in die Stadt und wieder zurück kommen sollen, wird mindestens bis zum Ausbau der Stammstrecke unbeantwortet bleiben.
Wandel durch Veränderung – das ist die Aufgabe, der München sich nun stellen muss. Die Ziele sind klar: Mehr Wohnungen, eine bessere Kinderbetreuung, ein leistungsfähigerer MVV. Nur über den besten Weg dorthin wird man sich streiten müssen.
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