Aufm Platz
Die Integrationskraft bestimmt auch die Stärke des Teams: Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur der AZ, über Fußball, Sportvereine und Integration.
„Entscheidend is aufm Platz“ – niemand hat die integrative Kraft des Sports so prägnant zusammengefasst wie der Fußballer Adi Preißler. Wenn zwei Mal elf Spieler einem Ball hinterherlaufen, sind ethnische Herkunft, Ausbildung und Elternhaus egal.
Wichtig ist, dass das Team harmoniert, eingeübte Spielzüge funktionieren und das gemeinsame Ziel – mehr Tore zu schießen als der Gegner – erreicht wird. Der Deutsche tut dies am liebsten in Vereinen – und der Ausländer tut es ihm nach. Damit wird die perfekte Infrastruktur für Integration geschaffen – wie bei Cacau, der vor zehn Jahren in München strandete und hier für Türk Gücü spielte.
Sportvereine geben ihren Mitgliedern Identität und schaffen so Heimat. „Inklusion“ nennen Integrations-Experten diesen Prozess. Inklusion gibt es nicht ohne Exklusion, ohne die Abgrenzung zum anderen. Diese Grenzziehung funktioniert zwischen Ober- und Untergiesing ihrem Wesen nach genauso wie zwischen Bayern und Österreich oder eben Deutschland und der Türkei.
Im Fußball kann ein falscher Pass ein Spiel entscheiden. Im richtigen Leben gibt es keine falschen oder richtigen Pässe, sondern nur unterschiedliche. Ein Pass entscheidet, für welche Nationalmannschaft die Spieler aufs Feld laufen. Die Nationalität mag unterschiedlich sein, die Herkunft ist oft sogar identisch. Wie bei Özil und Altintop, die beide aus Gelsenkirchen kommen. Darüber, welche Mannschaft die stärkere ist, entscheidet die Integrationskraft – die des Teams und die der Nation.
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