Aufklären, aber zackig

Der AZ-Politikchef Frank Müller über die Skandalhäufung bei der Bundeswehr
von  Abendzeitung
Der AZ-Politikchef Frank Müller.
Der AZ-Politikchef Frank Müller. © az

Der AZ-Politikchef Frank Müller über die Skandalhäufung bei der Bundeswehr

Karl-Theodor zu Guttenberg nimmt die Bundeswehr wichtig, fast so wichtig wie sich selbst. Jetzt muss er seine Interessen neu gewichten und zwar zackig. Entweder er erklärt schnell und schlüssig, was bei der Bundeswehr schief läuft und wie das abzustellen ist. Oder er sieht zu, wie die Armee sich selbst und damit auch ihn als Minister beschädigt.

Die drei aktuellen Affären aus dem Militär mögen wenig miteinander zu tun haben. Ihnen gemeinsam ist aber: Es läuft was aus dem Ruder bei der Truppe: Kameraden, die sich gegenseitig zu Tode bringen, Feldpostbriefe, die aus skurrilem oder ernstem Grund geöffnet werden, schließlich der Hauch von Meuterei auf Deutschlands Vorzeigeschiff Gorch Fock: Das ist nicht die Art von Nachrichten, die ein kriegführendes Land gebrauchen kann. Und: Abgesehen von individuellem Versagen werfen alle drei Fälle Fragen nach der Führung auf, nach Organisation und Struktur. Für die ist der Bundesverteidigungsminister zuständig und niemand sonst.

Guttenberg ist populär, cool und eine politische Hoffnung. Das Problem ist nur, dass er dies mittlerweile etwas zu stark verinnerlicht zu haben scheint. Deswegen hört man in der Öffentlichkeit etwas zu viel von den Guttenbergs, ihren Ambitionen, ihrem Glamour. Und etwas zu wenig von den Mühen der Ebene, von der schwierigen Arbeit an der täglichen Front. Immerhin: Guttenberg fordert jetzt „rückhaltlose Aufklärung“. Damit hat er recht, aber leisten muss er sie selbst.

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