Arme ärmer, Reiche reicher
BERLIN Die Krise macht die Armen ärmer, während die Reichen ihren Wohlstand weiter mehren. Auf diesen Nenner lässt sich der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bringen. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Das Vermögen des Staates schrumpft.
Die Analyse wird alle vier Jahre erarbeitet. Sie beziffert das Vermögen der privaten Haushalte auf zehn Billionen Euro – das ist mehr als doppelt so viel wie vor vier Jahren. Von dem Zuwachs profitieren im Wesentlichen die Wohlhabenden. Die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte besitzen über die Hälfte des gesamten Vermögens, und sie konnten diesen Vorsprung ausbauen. Die untere Hälfte der Haushalte besitzt dagegen nur gut ein Prozent des gesamten Vermögens in Deutschland. Rein rechnerisch haben westdeutsche Haushalte im Schnitt ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132.000 Euro, ostdeutsche Haushalte von rund 550.00 Euro.
Die enttäuschenden Werte bei den Gering- bis Normalverdiener-Haushalten hängen mit den bescheidenen Tarifabschlüssen der vergangenen Jahre zusammen. Auch die steigende Zahl an Minijobs drückt den Einkommens-Schnitt. Gleichzeitig haben Haushalte mit kleinen Vermögen wenig Möglichkeiten, ihr Erspartes gewinnbringend anzulegen. Guthaben auf Tagesgeldkonten, Banksparplänen oder in Rentenfonds bringt kaum Zinsen, und für Anlagen, die höhere Erträge bei höherem Risiko versprechen, fehlt den Niedrigverdiener-Haushalten das finanzielle Durchhaltevermögen.
Gutsituierte Deutsche profitierten dagegen unter anderem von den steigenden Preisen für Sachwerte. Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg von seinem Tiefpunkt am 2.März 2009 bei 3666 Punkten auf zuletzt über 7300 Punkte. Wer genügend Spielgeld übrig hatte, um sich ein paar Aktien ins Depot zu legen, konnte seinen Einsatz mehr als verdoppeln. Ähnliches gilt für Immobilien in vielen Ballungszentren.
Auch innerhalb der Arbeitnehmerschaft geht die Schere zwischen Topverdienern und dem weniger glücklichen Fußvolk immer weiter auseinander. Die unteren 40 Prozent mussten damit leben, dass die Kaufkraft ihrer Löhne nach Abzug der Inflation schrumpfte. Beschäftigte außerhalb des Tarifgefüges konnten dagegen zum Teil ansehnliche Lohnsteigerungen durchsetzen.
Die öffentlichen Finanzen teilen dagegen das Schicksal der Geringverdiener: Durch die Privatisierung staatlichen Vermögens und die diversen Rettungsbemühungen Deutschlands im Zuge der Finanz- und der Eurokrise verschoben sich die Gewichte in den Haushalten. Unterm Strich wurde Deutschland zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro ärmer.
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