Arcandor: Gläubiger gehen leer aus
ESSEN - Beim bislang größten deutschen Insolvenzverfahren können sich die Gläubiger der Karstadt- Muttergesellschaft Arcandor kaum Hoffnung auf eine Rückzahlung ihrer Milliarden-Forderungen machen.
Normalerweise finden in der Essener Grugahalle Pop-Events statt, manchmal wird auch zu Volksmusik-Tönen geschunkelt. Seit gestern ist das Bauwerk Schauspiel eines rekordverdächtigen Spektakels: der Gläubigerversammlung von Arcandor und seiner Tochtergesellschaften Karstadt und Quelle.
Rund 50.000 Gläubiger haben Forderungen in Höhe von bis zu 19 Milliarden Euro angemeldet. Von ihrem Geld werden sie allerdings kaum etwas wiedersehen: Die Quote werde „im unteren Promille-Bereich liegen“, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg laut einem vorab verbreiteten Manuskript. Das bedeutet: Für jeden Euro, den Arcandor schuldig geblieben ist, werden die Gläubiger weniger als einen Cent zurückerhalten.
Der Insolvenzverwalter muss die Gläubiger auf eine gemeinsame Linie einschwören
Vier Amtsrichter und sechs Rechtspfleger sind mit den Insolvenzverfahren der Einzelgesellschaften beschäftigt. Insgesamt wird mit einer Verfahrensdauer von bis zu zehn Jahren gerechnet.
Am Dienstag will Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg einen Sanierungsplan vorstellen. Zuvor muss er die Gläubiger allerdings noch auf eine gemeinsame Linie einschwören.
Immerhin kann Görg schon erste Erfolge vermelden: Der Oktober sei für Karstadt „sehr gut gelaufen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Im Kerngeschäft will Görg den Gläubigern schwarze Zahlen präsentieren. Im letzten ordentlichen Geschäftsjahr 2007/08 hatte Karstadt noch über 270 Millionen Euro Verlust gemacht. Mittlerweile soll die Warenhauskette mit ihren Lieferanten schon Verträge fürs Sommergeschäft 2010 abgeschlossen haben.
Akut von Schließung bedroht sei zurzeit nur „eine Handvoll Häuser“. Damit sinken die Chancen für Metro-Chef Eckhard Cordes (Kaufhof), der sich gerne die lukrativsten Karstadt-Standorte aus der Insolvenzmasse sichern möchte.
Währenddessen werden die 93.000 Kunden der Münchner Quelle-Bausparkasse über die Abwicklung ihres Instituts informiert. Verbraucherschützer raten ihnen zur Besonnenheit. Ihre Einlagen seien sicher, sagte Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. „Da muss man jetzt keine Panik machen.“ Die Bausparkasse werde durch den Branchenverband übernommen. Wer einen gut verzinsten Bausparvertrag habe, solle diesen weiterlaufen lassen. Der Vorstandschef der Quelle-Bausparkasse, Jürgen Gießler, versicherte, seine Bestandskunden könnten ihre Verträge wie geplant zum Sparen oder zur Baufinanzierung nutzen.
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