Arbeit für Flüchtlinge in Deutschland: Arbeitsagentur für 2018 optimistisch

Viele der 2015 und 2016 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge wollen neben Sicherheit vor allem eins: einen Job. Auf Anhieb gelingt das nur wenigen von ihnen. Es werden aber immer mehr. Und auch für 2018 ist der Bundesagentur-Chef Detlef Scheele durchaus optimistisch.
von  Klaus Tscharnke, dpa

Nürnberg - Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, rechnet für 2018 mit weiteren Fortschritten bei der Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt. Angesichts der guten Wirtschaftslage dürften im kommenden Jahr ähnlich viele Asylsuchende eine Arbeit finden wie 2017, sagte Scheele in einem Interview voraus. Bis Ende September 2017 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus den acht Haupt-Asylländern bei 195.000; dies waren rund 75.000 mehr als im Jahr davor.

"Es ist schon möglich, dass das noch einmal gelingt", sagte Scheele. "Denn die Wirtschaft entwickelt sich gut." Dadurch gebe es viele zusätzliche Stellen - auch in einfacheren Helferberufen, die vorrangig für Flüchtlinge mit fehlender Berufsausbildung und unzureichenden Sprachkenntnissen in Frage kommen.

Flüchtlinge sprechen immer besser deutsch

Hinzu kämen die sich kontinuierlich verbessernden Deutschkenntnisse, was die Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zusätzlich verbessere. Aus diesem Grund würden wohl auch mehr junge Flüchtlinge im Ausbildungsjahrgang 2018/19 eine Lehrstelle finden, schätzt Scheele. "Wir haben inzwischen mehr junge Flüchtlinge, die schon längere Zeit in der deutschen Regelschule zugebracht haben" - und deswegen besser Deutsch sprächen, gab er zu bedenken.

Derzeit fänden pro Woche im Schnitt 2.200 arbeitslose Geflüchtete eine Arbeit. Etwa 9.500 junge Flüchtlinge hätten 2017 eine Lehrstelle bekommen. "Das sind schon ordentliche Zahlen. Sie ändern aber nichts daran, dass die Zahl der Menschen, die zu uns gekommen sind, sehr groß ist", meinte der Bundesagentur-Chef. Grundsätzlich müsse man bei der Vermittlung von Flüchtlingen Geduld haben, wie frühere Erfahrungen zeigten.

Geduldete Flüchtlinge sollten zudem nach Vorstellungen Scheeles die Chance erhalten, sich besser auf das Arbeitsleben in Deutschland vorzubereiten. Dazu gehöre vor allem, dass alle Geduldeten ebenso wie anerkannte Flüchtlinge an Integrations- und berufsbezogenen Sprachkursen teilnehmen könnten, sagte Scheele. Konkret sprach er sich dafür aus, dieser Gruppe von Flüchtlingen, die bisher keinen Zugang zu Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben, dieses Angebot ein Jahr nach ihrer Einreise in Deutschland uneingeschränkt zu gewähren. Gleiches gelte für die von der Bundesagentur angebotenen Sprachkurse, in denen berufliche Fachbegriffen vermittelt werden. Geduldeten Flüchtlingen, deren Abschiebung unter anderem aus gesundheitlichen Gründen unmöglich ist, sind diese Kurse bisher weitgehend verschlossen.

Trotz mehr Vermittlungen - arbeitslose Flüchtlinge werden mehr

Trotz größerer Vermittlungserfolge rechnet Scheele für 2018 indes noch mal mit steigenden Arbeitslosenzahlen bei Flüchtlingen. Denn viele, die derzeit noch Integrations- und Sprachkurse absolvierten und deswegen zunächst nur als arbeitssuchend galten, würden sich 2018 bei den Jobcentern arbeitslos melden. Auf eine konkrete Arbeitslosenzahl wollte sich Scheele aber nicht festlegen. Das unter dem Dach der Bundesagentur forschende Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass 2018 der Rückgang der Arbeitslosen ohne Flüchtlinge etwa um 60.000 größer ausfallen würde.

Genutzt werden nach Scheeles Angaben die sogenannten Kombi-Kurse für Flüchtlinge, die Spracherwerb und berufliche Qualifikation miteinander kombinieren. Gut 2. 000 Geflüchtete hätten an den monatelangen Kursangebote seit 2016 bereits teilgenommen, berichtete der BA-Chef. "Damit sind wir erst einmal zufrieden." Insgesamt können auf diesem Wege aktuell gut 45.000 Flüchtlinge gefördert werden.

Eine Herausforderung des Modells sei allerdings, dass Kombikurse nur in Regionen angeboten werden könnten, in denen es Bildungsinstitute mit einem entsprechenden Kursangebot gebe. Das sei vor allem in den Ballungsräumen der Fall. Denn für solche Kombi-Kurse brauche ein Bildungsträger sowohl die Zulassung des Bundesamtes für Migration (BAMF) als auch die der Bundesagentur. "So was kriegt man in Hamburg, Düsseldorf und München sofort, aber nicht in manchen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns." Hier bestehe ein Zielkonflikt: In ländlichen Regionen sei es häufig einfacher, Flüchtlinge angemessen unterzubringen. Dafür sei dort das Job- und Fortbildungsangebot meist schlechter als in Großstädten.

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