Angst vor Experten-Ebbe
MÜNCHEN - High-Tech-Standort Bayern? Wie man’s nimmt. Um die 180 Fachkräfte will der Triebwerkskomponenten- Bauer MTU in München einstellen. Doch die müssen erst einmal gefunden werden. Der MTU sorgt sich um den Nachwuchs.
Um die 180 Fachkräfte will der Triebwerkskomponenten- Bauer MTU in München einstellen. Doch: „Die Leute müssen Sie erst einmal finden!“, seufzt Unternehmenssprecher Odilo Mühling. Und Vorstand Reiner Winkler ärgert sich angesichts eines drohenden Nachwuchs-Mangels über den praxisfernen Unterricht an den bayerischen Schulen.
MTU behauptet sich in der Luftfahrtbranche durch exzellente Know-How. Das Unternehmen ist trotz seiner aktuellen Schwierigkeiten (siehe unten) eine Industrieperle und begehrter Arbeitgeber. Heuer können sich die Beschäftigten etwa über 1500 Euro Erfolgsbeteiligung freuen. Winkler ist denn auch zuversichtlich, die offenen Stellen vom „Einkäufer Produktionsmaterial“ bis zum „Berechnungsingenieur Strukturmechanik Beschaufelung“ doch noch besetzen zu können. Aber MTU müsse, um gute Leute zu bekommen intensiver als früher seine Hochschulkontakte pflegen, sagt er – und Vorsorge für die Zukunft treffen, wenn der Anteil junger Menschen an der Bevölkerung noch weiter zurückgeht.
Um bei den Jugendlichen Technikbegeisterung zu wecken, sucht MTU den Kontakt mit den Schulen. Das Ergebnis sei zum Teil frustrierend, berichtet Mühling. Kaum ein Pädagoge könne sich etwa vorstellen, physikalische Gesetze anhand eines Flugzeug-Triebwerks zu erklären. „Viele Lehrer wollen keinen Bezug zur Industrie und haben regelrechte Angst, von ihrer täglichen Praxis auf etwas Neues umzuschalten.“ Vorstand Reiner Winkler vermisst generell den Praxisbezug an den Schulen: „Das ist oft viel zu abgehoben und zu abstrakt.“ Technik werde den jungen Menschen im Unterricht „nicht gerade schmackhaft gemacht“.
„Durchdringung mit Frauen“
Um nicht „in einen Fachkräftemangel hineinzulaufen“, will Winkler das menschliche Potenzial besser ausschöpfen: 50 Prozent seien Mädchen – was liege also näher, als in der Belegschaft die „Durchdringung mit Frauen“ zu erhöhen?
Regelmäßig lädt MTU deshalb zum „Girls’ Day“ ein, fördert die MTU Studien-Stiftung junge Technikerinnen, hat der Konzern das interne Frauennetzwerk „Progetto Donna“ gegründet. Das Ergebnis ist (noch) nicht berauschend: Der Frauenanteil in der Belegschaft betrug 2007 nur 13 Prozent, sagt MTU-Sprecherin Martina Vollmuth. Der Weg zum femininen Triebwerksbau ist steinig, weiß auch Winkler: „Ich habe eine 15-jährige Tochter. Die konnte ich auch noch nicht für Technik begeistern.“
sun
- Themen:
- MTU Aero Engins