Angst bei EADS

Beschäftigte wehren sich gegen Job-Kahlschlag und Zwangs-Umzüge. Angeblich sollen 8000 Stellen weg, weil Aufträge ausbleiben.
Susanne Stephan |
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Eurofighter-Montage in Manching.
Eurofighter-Montage in Manching.

 

MÜNCHEN Um 7.11 Uhr geht der Zug von München-Hauptbahnhof nach Donauwörth, vom dortigen Bahnhof geht’s per Bus weiter. Um halb neun Uhr morgens ist der Pendler dann an seinem Arbeitsplatz. Je nachdem, wo in München er wohnt, ob er per Auto oder Bahn unterwegs ist, summiert sich sein täglicher Arbeitsweg auf zwei bis fünf Stunden.

Die Mitarbeiter von Eurocopter, deren Entwicklungsabteilung von Ottobrunn nach Donauwörth gezogen ist, haben’s schon hinter sich. Auf andere Beschäftigte des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS kommt der Wechsel ihres Arbeitsplatzes womöglich noch zu: Weil die Aufträge in der Rüstung ausbleiben, will EADS-Chef Tom Enders die Verwaltung straffen und Stellen streichen.

Die Rede ist von jedem fünften Arbeitsplatz bei der neu gebildeten Sparte Airbus Defence & Space. Das wären 8000 Stellen. In Bayern sind allein beim Flugkörper-Hersteller Cassidian über 6000 Menschen beschäftigt. Viele EADS-Beschäftigte arbeiten in überschaubaren Einheiten, verstreut über den Freistaat: Beispielsweise in Aschau am Inn (etwa 140 Beschäftigte), bei Astrium in Ottobrunn (800 Mitarbeiter), bei Cassidian in Unterschleißheim (1100 Mitarbeiter) oder in Schrobenhausen (940 Mitarbeiter). Größter Standort dürfte Manching sein, wo 3600 Menschen militärische Flugkörper entwickeln, testen und montieren, unter anderem den Eurofighter.

Der EADS-Fleckenteppich ergibt sich aus der Geschichte des Konzerns, der aus verschiedenen kleineren High-Tech-Firmen zu einem internationalen Konzern zusammengebaut wurde. Die Vielzahl kleiner Standorte ist segensreich für die jeweilige Region, besonders wirtschaftlich ist sie nicht.

Dazu kommt die miese Auftragslage im Rüstungsbereich. Die Regierungen im Euro-Raum und in den USA sparen, viele große Rüstungsprogramme wurden gekürzt. Allein deswegen will der Konzern von seinen Kosten herunterkommen.

Die Belegschaft zittert, und der Betriebsrat lässt seine Muskeln spielen, wissend, dass er sich Stellenstreichungen nicht grundsätzlich widersetzen, allenfalls das Ausmaß begrenzen und gute Konditionen für die Betroffenen heraushandeln kann.

Für den nächsten Donnerstag sind Protestaktionen an den Standorten geplant. Gestern sagte Konzernbetriebsratschef Rüdiger Lütjen: „Wir warnen die Konzernführung sehr deutlich vor Alleingängen.“ Dagegen steht die Ankündigung von EADS-Chef Tom Enders, für mehr Profit zu sorgen: Bis 2015 will er zehn Prozent Umsatzrendite sehen – das wäre das Doppelte der jetzigen Zahlen.

Da dürfte es wenig helfen, wenn lokale Autoritäten auf das Wohl der Standorte pochen. Seit die Regierungen in London, Berlin und Paris die Fusion von EADS mit dem britischen Rüstungshersteller BAE Systems verhinderten, ist Enders schlecht auf Politiker zu sprechen. Schon 2011 trat er aus der CSU aus, unter anderem wegen der Entscheidung Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich nicht am Libyen-Krieg zu beteiligen. Mag EADS in Teilen ein Staatsunternehmen sein – reinreden lassen will sich Enders nicht mehr. sun

 

 

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