Angeschmiert! - Das sind die "Mogelpackungen des Jahres"

Verbraucher haben die „Mogelpackung des Jahres“ gewählt: Es ist die Bebe Zartcreme. Die Dose ist die gleiche, aber es steckt weniger drin – und der Kunde muss dadurch deutlich mehr bezahlen.
von  R. Vielreicher
Die "Bebe Zartcreme" ist die größte Mogelpackung aus dem letzten Jahr.
Die "Bebe Zartcreme" ist die größte Mogelpackung aus dem letzten Jahr. © dpa/ho/AZ

Hamburg - Schauen Sie mal in Ihrem Badezimmer nach. Oder auch im Kühlschrank. Vielleicht steht auch bei Ihnen zuhause ein Schummel-Produkt – ohne, dass Sie es bislang vielleicht bemerkt haben. Mogelpackungen – das sind Produkte, in denen plötzlich weniger drin ist, aber der Preis gleich bleibt oder gar steigt. Oder auch die Inhaltsstoffe geändert werden und plötzlich billigere Alternativen verwendet werden. Die Hersteller scheinen sich zu denken: Hauptsache, keiner merkt’s.

Die Verbraucherzentrale Hamburg will aber, dass die Kunden es merken und decken jährlich die Mogelpackung des Jahres auf. Entscheiden können darüber die Kunden in einer Abstimmung über insgesamt fünf Produkte. Seit Montag liegt das Ergebnis für 2015 vor.

Der größte Schummler: Am meisten getrickst wird für 32,6 Prozent der Verbraucher bei der Bebe Zartcreme vom Hersteller Johnson&Johnson. Die Verbraucherzentrale Hamburg liefert folgende Fakten: Bei drei verschiedenen Packungsgrößen schrumpfte der Inhalt gewaltig – von 250 auf 150 Milliliter, von 75 auf 50 und von 30 auf 25 Milliliter. Bei zwei der Cremes blieb die Dosengröße völlig unverändert. Sprich: Weniger drin, aber von außen so gut wie nicht zu erkennen.

 

Die Preissteigerung liegt durch den Trick bei bis zu 84 Prozent

 

Die dadurch entstandene heimliche Preissteigerung bei der Bebe Zartcreme mit teilweise zusätzlichen Preiserhöhungen im Handel liegt daher bei bis zu 84 Prozent. Und noch etwas ist geschummelt: Jetzt enthält die Creme einen Konservierungsstoff. Bei dem alten Produkt war das noch nicht der Fall.

Was die Verbraucherzentrale erreichen will: „Jedes Jahr gehen bei uns über 1.000 Beschwerden über Mogelpackungen ein“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg auf AZ-Anfrage. An der Online-Abstimmung haben dieses Jahr deutlich mehr Menschen teilgenommen: Insgesamt waren es 26.132 Verbraucher.

Das bedeutet für Valet: „Das Rekordergebnis zeigt, dass sich immer mehr Leute über die Preistricksereien der Hersteller ärgern und Ihnen einen Denkzettel verpassen wollen.“ Valet fordert: „Wir benötigen eine Transparenzplattform, auf der Hersteller vorab kleinere Füllmengen melden müssen.“

Die Mogelpackungsliste: Die Verbraucherzentrale pflegt seit zehn Jahren eine Liste aller registrierten Mogelpackungen. Aktuell umfasst sie 114 Seiten mit rund 1.000 Produkten. Die Liste ist hier zu finden.

 

Platz 2 – Tassimo Latte macchiato classico

 

Stimmen der Verbraucher: 25,4 Prozent. Die Mogelei: Jacobs Douwe Egberts hat sowohl an der Füllmenge (von 475,2 auf 264 Gramm) als auch an der Qualität geschraubt. Drin ist keine echte Milch mehr, sondern nur noch einzelne Milchbestandteile. Der Preis blieb gleich: 4,99 Euro, macht pro Tasse 63 Cent.

 

Platz 3 – Heinz Curry Ketchup

 

Stimmen der Verbraucher: 20,2 Prozent. Die Mogelei: Auch beim Ketchup bekommt man weniger für einen leicht erhöhten Preis. Statt 500 Milliliter sind jetzt nur noch 400 drin. Dadurch zahlt der Kunde bis zu 28 Prozent mehr. Warum die Flasche gleich viel kostet, gab Heinz auf Nachfrage nicht an.

 

Platz 4 – Colgate-Palmolive: Dentagard

 

Stimmen der Verbraucher: 11,2 Prozent. Die Mogelei: Sowohl das „Original“ als auch „Frisches Weiß“ sind von der versteckten Preiserhöung betroffen: Der Inhalt wurde von 100 auf 75 Milliliter reduziert. Der Preis blieb gleich. Die Füllmenge steht jetzt übrigens nur noch auf der Rückseite im Kleingedruckten.

 

Platz 5 – Herta Finesse Schinken

 

Stimmen der Verbraucher: 10,6 Prozent. Die Mogelei: Der Herta Finesse Schinken wurde zunächst offenbar billiger. Doch weit gefehlt: Die augenscheinliche Preissenkung ging mit einer drastischen Reduzierung des Inhalts einher: Jetzt sind 50 Gramm weniger drin. Sprich: Doch teurer geworden.

 

Wie auch Sie Mogelpackungen melden können

 

Wer auch ein Schummel-Produkt entdeckt hat, kann sich bei der Verbraucherzentrale Hamburg von Montag bis Mittwoch, 10 bis 14 Uhr, unter Tel. 040/24832-240 oder per E-Mail unter der Adresse ernaehrung@vzhh.de melden.

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