Angela allein zu Haus

In Berlin regieren die Ja-Sager und Schleppenträger - Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über den Rückzug von Roland Koch
von  Abendzeitung
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell © Martha Schlüter

In Berlin regieren die Ja-Sager und Schleppenträger - Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über den Rückzug von Roland Koch

Politische Nachrufe haben immer etwas Vergiftetes, vor allem, wenn sie aus dem eigenen Lager kommen: „Mit großem Bedauern“ habe sie den Abgang von Roland Koch registriert, seufzt Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Sehr dankbar“ sei ihm die Union, sekundiert ihr Generalsekretär. In Wahrheit war Roland Koch für die Union in Berlin stets zweierlei: Unverhohlener Rivale und Kämpfer in vorderster Front.

Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel meinen, mit Kochs Abschied werde für sie das inner- und außerparteiliche Durchregieren ein Stück leichter, dann wird sie sich täuschen. Wirklich starke Chefs fördern Kritiker in direkter Nähe und wissen, wie man von ihnen profitiert. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel duldet solche Figuren nur in der Provinz. Durch ihr Berliner Kraftzentrum dagegen scharwenzelt der Typus des Ja-sagenden Schleppenträgers. An einer Überdosis daran hat sich schon mancher Regierungschef selbst in den politischen Tod gejubelt.

Über Roland Koch kann man vieles sagen, auch viel Schlechtes. Er hat gelogen, gehetzt und genervt. Aber er hat auch gestaltet, geschoben – und er ist gestanden, wenn es darauf ankam. Dass er dies stets nur aus Wiesbaden tat anstatt aus Berlin, das hat vielleicht den Förderalismus im Land gestärkt. Die Union aber hat es geschwächt. Wer es nicht schafft, Talente wie FriedrichMerz oder Roland Koch ganz oben einzubinden, der schwächt sich letztlich selbst. Als nächstes wird sich wohl Schäuble verabschieden: Dann wird es richtig einsam im Berlin der Bundeskanzlerin Angela Merkel.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.