Alles hängt am Hilfspaket

Das Scheitern des milliardenschweren US-Plans schockt die Anleger. Nun hoffen sie auf eine Zinssenkung. Am Donnerstag gibt es einen neuen Anlauf, das Rettungspaket im Repräsentantenhaus zu verabschieden.
von  Abendzeitung
Panik regiert zurzeit die Börsen der Welt.
Panik regiert zurzeit die Börsen der Welt. © dpa

MÜNCHEN/NEW YORK - Das Scheitern des milliardenschweren US-Plans schockt die Anleger. Nun hoffen sie auf eine Zinssenkung. Am Donnerstag gibt es einen neuen Anlauf, das Rettungspaket im Repräsentantenhaus zu verabschieden.

Wer derzeit bei der Bundesfinanzagentur anruft, kann sich auf eine lange Warteschleife einstellen. „Wir haben gut 13 000 Anrufe pro Tag“, sagt ein Behördensprecher. „Es ist ein echter Run auf unsere Produkte.“

Bei der Finanzagentur können Anleger Staatspapiere kaufen, wie Bundesschatzbriefe oder - zurzeit der Renner - die Tagesgeldanleihe des Bundes. Anlageformen also, bei denen man sein Geld nicht der Bank anvertraut, sondern direkt dem Staat. Das ist vielen Anlegern offenbar wichtig – und nicht verwunderlich. Denn die Finanzkrise sorgt täglich für neue Hiobsbotschaften.

So hatte am Montagabend die New Yorker Börse einen historischen Kursrutsch verbucht. Der US–Leitindex Dow Jones büßte 777,68 Punkte ein. Innerhalb von sieben Stunden wurden 1,2 Billionen Dollar Börsenwerte vernichtet.

Vor allem die Republikaner sind gegen massive staatliche Eingriffe

Der Grund: Die Banker an der Wall Street hatten fest mit milliardenschwerer Hilfe aus Washington gerechnet. Doch das Repräsentantenhaus stimmte gegen das Rettungspaket für die Finanzmärkte.

„Die Reaktion der Börse hat gezeigt, wie extrem wichtig dieses Paket für das Vertrauen der Anleger ist“, sagt Werner Bader, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg. Vor allem die Republikaner hatten gegen den massiven staatlichen Eingriff in die Wirtschaft gestimmt. Sie schickten damit nicht nur die US-Börsen, sondern auch die Aktienmärkte in Russland, Lateinamerika und Asien auf eine rasante Talfahrt. Der japanische Nikkei-Index verlor mehr als vier Prozent.

In Deutschland und Europa waren die Auswirkungen weniger dramatisch. Grund waren Spekulationen, die Europäische Zentralbank könnte wegen der Krise die Zinsen senken. „Die EZB sollte die Zinsen jetzt runternehmen“, forderte auch Wolfgang Gerke, Chef des Bayerischen Finanzzentrums gegenüber der AZ.

Ob sie es tun wird, ist aber fraglich. Fürs erste half die Notenbank den Finanzmärkten mit einer neuen Geldspritze von 80 Milliarden Euro. Viele Experten, wie der Münchner Vermögensberater Burkhard Wagner, glauben: Die Zeiten für Anleger bleiben vorerst hart. „In Europa kann es im Oktober noch einmal ganz schön rumpeln.“ Der Dax könnte bis auf 5300 Punkte sinken – selbst wenn das US-Hilfspaket schnell verabschiedet wird.

Morgen gibt es einen neuen Anlauf, das US-Rettungspaket im Repräsentantenhaus zu verabschieden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere europäische Politiker forderten die USA auf, das Hilfspaket für die Banken noch diese Woche zu verabschieden.

Elena Panagiotidis, Andreas Jalsovec

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