Alle Jahre wieder: Bahnfahren wird teurer
Mit dem Fahrplanwechsel zum 9. Dezember erhöht die Bahn auch wieder die Preise. Verbraucherschützer kritisieren die Preiserhöhungen als „überzogen“
Zum zweiten Advent erwartet Bahnkunden ein bekanntes und ungeliebtes Ritual: Die Bahn wechselt den Fahrplan und erhöht auch gleich die Preise – wie fast jedes Jahr. Um 2,8 Prozent werden die Bahntickets ab 9. Dezember im Schnitt teuerer. Auch im ÖPNV steigen die Preise.
Was bedeutet das auf einzelnen Strecken? Je nach Strecke fällt die Preiserhöhung unterschiedlich aus. Viele Preisbeispiele hat man bei der Bahn nicht parat. Eine Erwachsener ohne Bahncard zahlt im ICE 2. Klasse von München nach Stuttgart 55 statt 54 Euro. Von München nach Hamburg 139 statt 135 Euro. Die Bahncard 25 kostet 60 statt 59 Euro, die Bahncard 50 künftig 247 statt 240 Euro.
Kann ich sparen? Wenigstens ein bisschen. Der AZ-Tipp: Jetzt Feiertags-Ticktes buchen: Wer seinen Fahrschein noch vor dem 9. Dezember kauft, fährt zum alten Preis, auch wenn die Fahrt nach dem Stichtag stattfindet.
Warum werden die Preise erhöht? Die Bahn begründete die Erhöhung mit gestiegenen Strompreisen, ihre Kalkulation legt sie aber nicht offen.
Gibt es Kritik? Anton Hofreiter, Chef des Bundestags-Verkehrsaussschusses, zweifelt am Strompreisargument: Die Bahn zahle Großkundenpreise – und die seien seit Monaten gesunken. Auch Verbraucherschützer finden, die Kunden müssten mehr bezahlen, bekämen aber keine bessere Leistung. „Die Qualität ist nicht so, dass man eine Preiserhöhung rechtfertigen könnte“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Er meint damit die Verspätungen. Die jüngste Bahnstatistik belegt: Im Oktober hatten 27,4 Prozent der Fernzüge Verspätung. Im März waren es 14,4 Prozent. „Solange man das nicht im Griff hat, kann man nicht mehr Geld verlangen“, sagt Naumann.
Gibt es Verbesserungen beim Service? Freitags und sonntags sollen für eine „kleine punktuelle Entlastung“ auf Strecken mit vielen Wochenendpendlern mehr Fernzüge eingesetzt werden. Auch neu: In 120 Städten können Bahncard-Inhaber mit dem ÖPNV ohne Extra-Ticket zum Startbahnhof fahren. Bislang gab’s das nur am Zielort. Und: Die Bahn beginnt, die private Konkurrenz zu fürchten: Auf der IC-Linie Stuttgart-Köln-Hamburg werden die ersten Wagen eingesetzt, die bis 2014 eine schicke neue Inneneinrichtung bekommen. Auf dieser Linie pendelt seit Juli der Bahnkonkurrent HKX zwischen Köln und Hamburg. Acht nagelneue ICEs von Siemens können nicht eingesetzt werden: Die Software der Zugsteuerung fiel bei Testfahrten als mangelhaft durch. Damit hat die Bahn im Fernverkehr keine Reserve für den Winter.