Alle Bänder stehen still: Jetzt beginnt das große Jobzittern
BMW unterbricht angesichts der Absatzflaute seine Produktion in den Werken München, Regensburg und Dingolfing. Von dem fünftägigen Produktionsstopp im Freistaat sind fast 40 000 Beschäftigte betroffen. Jetzt zittern in den Zuliefererfirmen die Menschen um ihre Jobs.
Durch die Zwangspausen in den Werken will BMW die Produktion in diesem Jahr um 25 000 Fahrzeuge zurückfahren und damit auf die sinkende Nachfrage reagieren. Im September verbuchte der Konzern mit seinen Marken BMW, Mini und Rolls-Royce einen Absatzrückgang um 14,6 Prozent auf rund 121 000 Fahrzeuge.
Da der Absatz der Autohersteller schwächelt, stehen in der Zulieferindustrie die Zeichen auf Alarm: Quer durch die Republik fahren die Firmen zurzeit ihre Produktion herunter und bescheren ihren Beschäftigten dadurch eine unerwartete Arbeitspause. Der Gelsenkirchener Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer befürchtet Schlimmstes: 50000 von 350000 Arbeitsplätzen bei den Zulieferern seien akut gefährdet, sagte er.
Betroffen sind auch bayerische Unternehmen. Der fränkische Familienkonzern Schaeffler reagiert „mit gezielter Produktionsreduzierung“ auf die Krise. Schaeffler sucht zurzeit nach Möglichkeiten, die 21 Milliarden Euro für die Übernahme von Continental aufzubringen, ohne in die Überschuldung zu stolpern. Da kommt die Absatzflaute denkbar ungünstig. Jetzt wolle Schaeffler die Leiharbeit verringern und die Zeitkonten herunterfahren, sagte ein Sprecher. Statt drei würden nur zwei Schichten gefahren und die Weihnachtsferien in einigen Betrieben ausgedehnt.
Beim Amberger Konzern Grammer heißt es, die Autosparte, die zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, sei „arg betroffen“. Eine Sprecherin: „Wir leiden wie die ganze Branche. Derzeit wird es über Gleitzeit- und Arbeitszeitkonten geregelt“. Befristete Verträge würden nicht verlängert, Leiharbeiter müssten mit der Freisetzung rechnen. „Es kann auf Kurzarbeit und temporäre Werksschließungen hinauslaufen.“ Der Betriebsrat rechnet aber mit Kurzarbeit nicht vor Weihnachten. Viel hänge davon ab, wie lange BMW zumache. Zur Stimmung in der Belegschaft sagte er: „Ganz ohne ist das nicht“.
Knorr-Bremse in München will Investitionen verschieben. Zudem werde das Unternehmen Leiharbeit und befristete Verträge reduzieren, sagte ein Sprecher. Beim fränkischen Spiegel- und Kamerahersteller Mekra heißt es, man warte noch darauf, ob große Kunden ihre Produktion drosselten. Zurzeit würden Überstunden abgefeiert. „Auch an uns wird die Krise nicht spurlos vorbei gehen.“
Beim weltgrößten Automobilzulieferer Bosch wird neben dem Abbau von Überstunden möglicherweise auch die Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden verringert und noch in diesem Jahr Kurzarbeit eingeführt. Auch Rheinmetall, Continental und der Osnabrücker Fahrzeugbauer Karmann wollen ihre Produktion einschränken. Im Regensburger Werk von Continental wird ab November nur noch an vier Tagen die Woche gearbeitet
Derweil wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung der kriselnden Branche lauter. Der Autoverband VDA drängt die die Regierung, die am CO2-Ausstoß orientierte Kfz-Steuer möglichst bald einzuführen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos kündigte eine Entscheidung für nächste Woche darüber an. Die Hoffnung: Je eher klar ist, welche umweltfreundlichen Autos steuerbegünstigt sind, desto schneller schaffen die Bürger sich einen Neuwagen an.
ela
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