Air Berlin fliegt immer tiefer in rote Zahlen

Deutschlands Nummer zwei am Himmel überrascht mit einem enttäuschenden Sommerquartal und erwartet tiefrote Zahlen für das Gesamtjahr 2014. Die angeschlagene Airline muss noch mehr sparen.
dpa |
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Berlin - Für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft kommt es knüppeldick: Im laufenden Jahr wird Air Berlin trotz forcierter Sanierungsschritte wohl noch tiefer in die roten Zahlen rutschen. Nach dem herben Gewinneinbruch im Sommer und hohen Rückstellungen für das nächste Sparprogramm könnte 2014 unter dem Strich ein Verlust von mehr als 350 Millionen Euro stehen, räumte Finanzchef Ulf Hüttmeyer am Donnerstag nach Vorlage der Quartalszahlen ein. Der scheidende Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer, der im Februar vom früheren Lufthansa-Manager Stefan Pichler abgelöst wird, kündigte noch vor Ablauf des Sanierungsprogramms "Turbine" ein weiteres Sparpaket an.

Weitere 200 Arbeitsplätze sollen wegfallen, wie Air Berlin bereits Ende Oktober angekündigt hatte. Das bisherige Sparprogramm kostete schon 850 Stellen. Mit den Arbeitnehmervertretungen werde über sozialverträgliche Lösungen gesprochen, erklärte ein Unternehmenssprecher. Vor dem "Turbine-Programm" habe Air Berlin 8400 Stellen gezählt, einschließlich des neuen Pakets werde die Beschäftigtenzahl auf 7400 sinken.

Im vergangenen Jahr hatte der Nettoverlust der Lufthansa-Rivalin bereits bei rund 316 Millionen Euro gelegen. Diesmal dürften Abfindungen im Zuge des verstärkten Stellenabbaus und andere Sanierungskosten das Ergebnis mit rund 100 Millionen Euro belasten. Der Löwenanteil der Summe wird im vierten Quartal verbucht.

Mit dem neuen Sanierungsprogramm will Air Berlin das Ergebnis bis 2016 um 400 Millionen Euro verbessern und damit nach Jahren wieder in die schwarzen Zahlen steuern. Mit rund 200 Millionen Euro soll die Hälfte der Verbesserungen schon im kommenden Jahr erzielt werden. Eine belastbare Ergebnisprognose wollte Hüttmeyer aber weder für 2014 noch für 2015 abgeben.

In der Hauptreisezeit von Juli bis September machte der Preiskampf bei den Flugtickets Air Berlin schwer zu schaffen. Obwohl die Airline mehr Flüge anbot, sank der Umsatz um knapp drei Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) rutschte im dritten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Drittel auf 75 Millionen Euro ab. Unter dem Strich stand mit knapp 50 Millionen Euro nur knapp halb so viel Gewinn wie ein Jahr zuvor.

Das neue Sanierungsprogramm soll seine volle Wirkung 2016 entfalten. Rund 60 Prozent der geplanten 400 Millionen Euro will das Management durch Einsparungen, Effizienzgewinne und einen Umbau des Streckennetzes erreichen. Der Rest soll aus einem verbesserten Vertrieb und zusätzlichen Erträgen kommen. Der Österreicher Prock-Schauer bleibt auch nach dem Chefwechsel, der Anfang November angekündigt wurde, bei Air Berlin. Er werde im Vorstand den neuen Chef bei der Umsetzung des Umstrukturierungsplans unterstützen.

Air Berlin steckt seit Jahren finanziell in Turbulenzen. Neben einer Verkleinerung von Flotte und Flugangebot halten millionenschwere Finanzspritzen des Großaktionärs Etihad die Gesellschaft in der Luft. Die staatliche arabische Fluglinie kauft sich damit ein Zubringernetz in Europa, das sie wegen staatlicher Luftverkehrsabkommen nicht mit eigenen Flugzeugen stemmen könnte. Zu dem Bündnis gesellte sich vor kurzem auch die italienische Alitalia, der Etihad ebenfalls mit dringend benötigtem frischen Geld beisprang.

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