Abzocke! So kommen Betrüger an Ihr Geld
Per Post, per Mail oder auf Facebook: Immer mehr Betrüger versuchen, mit fiesen Maschen Geld zu ergaunern. Die AZ nimmt die Fallen unter die Lupe
MÜNCHEN Ob Angebote für Sex, Lebensverlängerung oder Penisvergrößerungen. Ob Gewinnversprechen oder Wunder-Diät-Tabletten. Mit dubiosen Versprechen versuchen Betrüger immer wieder, Bürgern Geld aus dem Portemonnaie zu ziehen. Viele Schreiben landen im Briefkasten, das meiste aber im Online-Postfach. Wer nun glaubt, kein Mensch fällt heute mehr auf so was rein, täuscht sich. Immer wieder muss die Polizei aktiv werden. Die Betrüger lassen sich schließlich immer wieder neue Maschen einfallen.
Schon heute ist Deutschland laut einem Sicherheitsbericht von Kaspersky Spam-Land Nummer eins.
Grundsätzlich gilt: Nie antworten! Und ab damit in den Papierkorb – ob real oder virtuell. Das raten Polizei und Verbraucherschützer. Besondere Vorsicht ist bei Betrugs-Mails gefragt: Wer den Link anklickt oder den Anhang öffnet, können sich Viren, Trojaner, Würmer & Co. im Computer einschleichen.
Die AZ stellt auf dieser Seite verbreitete Betrugsmaschen zusammen.
15 Euro gegen ein SUV
Das kommt: Ein Brief aus Hongkong von „Direct Assignment Unlimited”, auf dem Din-A4-Kuvert steht „Final Shipment Notification”.
Das steht drin: Im Brief ist unter dem Punkt „Vertraulich” zu lesen: „Bitte beachten Sie, dass eine große versiegelte Packung innerhalb des Containers #MAA 485 in Ihrem Namen gehalten und für 65485 versichert wird.” Aja. Wer weiterliest erfährt, es geht um einen nagelneuen Mercedes GLK350 4Matic, der darauf wartet, ausgelöst zu werden. Der Empfänger muss dafür lediglich ein Formular unterschreiben und ankreuzen, ob er lieber den Wagen hätte oder 65485 Euro in bar. Außerdem muss er sich mit der „Übernahmegebühr” in Höhe von 15 Euro einverstanden erklären. Am besten bar zur Rückantwort packen oder als Scheck. Im Kleingedruckten ist dann widersprüchlich zu lesen, dass es sich nicht um ein Gewinnspiel sondern ein Werbeangebot handelt.
Das sollte auffallen: Rechtschreibfehler wie „Warezuordnungsanweisung” und „Lieverungsversicherung” geben in Verbindung mit der gewollt-seriösen Aufmachung des Schreibens zu denken.
Post von der reichen Diktatoren-Witwe
Das kommt: Eine E-Mail von Safia Farkash Gaddafi, Witwe des libyschen Diktators Muammar Gaddafi.
Das steht drin: „Sei gegrüßt mein Lieber”, beginnt die E-Mail in Englisch. Und nach Schilderungen über erlittene Folter in Algerien, geht’s auch gleich zur Sache: „Ich kontaktiere Sie, damit Sie mir helfen, 20,5 Millionen Dollar, die mein verstorbener Mann in Übersee in Sicherheit gebracht hatte, in ihrem Land anzulegen. Um Ihnen die Dinge detaillierter erklären zu können, benötige ich Ihre vollen Namen, Ihre Adresse und Telefonnummer”. Geht man darauf ein, ist sicher: Als nächstes folgt die Aufforderung, Verwaltungsgebühren zu zahlen. Die belaufen sich schnell mal auf mehrere Zehntausende Euro.
Auffällig: Selbst für den Fall, dass dieses Vermögen existieren sollte: Wer glaubt wirklich, dass sich die Witwe des libyschen Diktators ausgerechnet an ihn wendet? Mit dem gleichen Vorgehen ist schon seit Jahren die „Nigeria-Connection” aktiv.
Der Deal mit der Millionenerbschaft
Das kommt: Ein Brief von „Isemba Associates & Advocates” aus Madrid
Das steht drin: Der Briefkopf mit einem golden umrandeten Firmenlogo wirkt seriös: Eine „Anwält” mit dem Namen Jamie Guion bietet dem Empfänger einen Millionen-Deal an, eingeleitet mit einer dramatischen Geschichte: Ein Deutscher – bezeichnenderweise mit dem gleichen Familiennamen wie der Empfänger – starb 2004 bei der Tsunami-Katastrophe. Vor seinem Tod, so schreibt der Anwalt, habe der Deutsche 9,25 Millionen Euro im Safe einer Sicherheitsfirma hinterlegt. Diese habe nun den Anwalt beauftragt, einen Angehörigen des Verstorbenen ausfindig zu machen, um den Inhalt zu übergeben – ansonsten geht der Inhalt direkt an die „Spanische Schatzkammer”. Der Vorschlag der Anwältin: Der Empfänger soll sich schnellstmöglich als Angehöriger ausgeben. Dann werde es zur Übergabe kommen – und man könne teilen: „50 Prozent für mich und 50 Prozent als Ihr Gewinn.” Fällt der Betrogene drauf rein, würde irgendwann rauskommen: Um den Deal abzuschließen, muss der Empfänger mit Bearbeitungsgebühren in Vorleistung gehen. In einem ähnlichen Fall verlor eine Österreich einmal 350.000 Euro.
Das sollte auffallen: Was ist das für ein Anwalt, der sie zum Betrug auffordert? Die Faxnummer hat eine Vorwahl auf Mallorca – obwohl die Kanzlei angeblich doch in Madrid sitzt.
Die Falle mit dem Abo fürs Branchenbuch
Das kommt: Post von Gewerbeauskunft-Zentrale.de
Das steht drin: In dem Schreiben, das von der Aufmachung her echten behördlichen Schreiben sehr ähnlich sieht, wird der Empfänger aufgefordert, alle Infos zu seinem Gewerbe einzutragen. Dafür gibt es einen Online-Branchenbucheintrag. Im Kleingedruckten findet sich der Hinweis, dass ein jährlicher Marketingbeitrag fällig wird. Über die Höhe gibt’s auf Vorder- und Rückseite unterschiedliche Angaben. Vorne beträgt der Jahresbeitrag 569,06 Euro zzgl. Ust., hinten 478,20 Euro zzgl. Ust - bei einer Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten (macht 956,40 Euro zzgl. Ust.). Antwortet man nicht, kommen in den nächsten Wochen weitere Schreiben – mit der Mahnung, das Schreiben nunmehr unbedingt auszufüllen. Ebenfalls möglich: Ein Brief mit dem Betreff „Einleitung der gerichtlichen Klage” – freilich nicht, ohne am Ende noch ein Angebot hinterherzuschieben: Eine Reduzierung der Kosten um bis zu 70 Prozent.
Das fällt auf: Ein Angebot, für das man nie einen Auftrag erteilt hat und für das man keinen Bedarf hat, sollte stutzig machen. Umso mehr, wenn das Schreiben an Personen geht, die überhaupt kein Gewerbe angemeldet haben.
Hurra, Sie haben gewonnen
Das kommt: Eine E-Mail von Loteria Nacional mit der Betreffzeile „Ihre E-Mail gewann 915,810.00 Euro”.
Das steht drin: Das angehängte Word-Dokument kommt als „notarische Gewinnbenachrichtigung” daher. In sehr holprigem Deutsch wird zum Gewinn von 915810 Euro gratuliert. Ein „Bearbeitungsagent” habe zum Preis von zwei Euro für den Empfänger teilgenommen. Was genau mit „Stempfelzahl” gemeint ist, lässt sich nicht so leicht sagen. Um den Gewinn bearbeiten zu können, soll der Gewinner ein beigefügtes Formular ausfüllen - unter anderem mit Name, Adresse, Beruf und „naechste Verwante”. Außerdem müssen vorab zehn Prozent des Gewinns – knapp 10000 Euro – an den „Bearbeitungsagenten” gezahlt werden.
Das fällt auf: Wer nicht an einer Lotterie teilgenommen hat, kann auch nicht gewinnen.
Der in Not geratene Freund
Das kommt: Eine E-Mail von einem Freund oder Bekannten. Betreff: „Hallo”.
Das steht drin: Der Freund schreibt, dass er gerade im Ausland (Aberdeen, Edinburgh, Madrid) ist und in eine Notlage geraten ist. Mal wurde die Brieftasche gestohlen, mal die Flugtickets, mal alles. Nicht mal fürs Telefonieren sei Geld übrig. Deswegen bittet er dringend um eine Geldüberweisung per Western Union, um Hotel und Rückflug bezahlen zu können: „Ich wollte dich fragen ob du mir ein bisschen Geld so schnell wie möglich leihen kannst”. Um in Kontakt zu treten wird die Nummer des Hotels genannt: Dahinter verbirgt sich jedoch in Wirklichkeit eine kostenpflichtige Nummer. Bleibt man bei der Email, haben es die Betrüger noch leichter: Der Retter wird aufgefordert, möglichst schnell 1000 Euro per Western Union zu überweisen. Die sind dann natürlich futsch: Das Geld kann weltweit abgehoben werden.
Das fällt auf: Als Antwort-E-Mail wird eine Adresse angegeben, die sich nur minimal von der echten unterscheidet – etwa durch doppelte Buchstaben, zum Beispiel cornellia-gans@mustermail.de anstatt cornelia-gans@mustermail.de.
Teurer Gutschein per Facebook
Das kommt: Beim Surfen empfiehlt Ihnen Facebook das Gewinnspiel eines vermeintlichen Modeanbieters wie H&M durch ein „Das könnte Sie auch interessieren”.
Das steht drin: Folgt man dieser Empfehlung, wird man sofort auf eine Website außerhalb des Zuckerberg-Universums umgeleitet und beglückwünscht: „Sie haben einen 50-Euro-Gutschein” gewonnen. Alles was man tun müsse, sei Adressdaten und Handynummer anzugeben sowie an einer Umfrage mitmachen. Konto-Daten werden nicht abgefragt – aber hinter der „Umfrage” versteckt sich in Wirklichkeit ein Gewinnspiel, mit dem User ungewollt ein Internet- oder SMS-Abo abschließen. Kosten: Bis zu fünf Euro monatlich.
Das fällt auf: Wenn man den Fake-Account bei Facebook näher unter die Lupe nimmt, fällt auf, dass dort zwar Modefotos und Likes zu sehen sind, die Chronik aber nicht besonders lang zurückreicht.