Abwrackprämie läuft aus: Auto-Händler fürchten die Pleite

„Da ist die Insolvenz vorprogrammiert“: Das Ende der Abwrackprämie trifft die Münchner Händler wie ein Bumerang. Die Branche steckt sowieso seit Jahren in der Krise - jetzt kommen eigene Fehler und die Finanzkrise hinzu.
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Wenn das Geld für die Umweltprämie aufgebraucht ist, haben die Händler ein Problem.
dpa Wenn das Geld für die Umweltprämie aufgebraucht ist, haben die Händler ein Problem.

MÜNCHEN - „Da ist die Insolvenz vorprogrammiert“: Das Ende der Abwrackprämie trifft die Münchner Händler wie ein Bumerang. Die Branche steckt sowieso seit Jahren in der Krise - jetzt kommen eigene Fehler und die Finanzkrise hinzu.

Katzenjammer nach dem Abwrack-Rausch: Die Umweltprämie läuft aus – und Münchens Autohäuser sehen mageren Zeiten entgegen. Die Pleite der Autohäuser König, Kroymans und das Aus für den Händler Niedermeier-Reich seien nur die „Vorboten“ für die nächsten Monate, sagt Zoran Dresnjak von der Renault-Niederlassung am Frankfurter Ring.

„Wenn die Abwrackprämie ausläuft, ist fast jeder zweite deutsche Händler akut von Insolvenz bedroht“, erwartet auch Ralf Landmann von der Unternehmensberatung Roland Berger. Er sieht bis zu 30000 Arbeitsplätze bei den Autohändlern bedroht. Zwar seien heuer dank der Abwrackprämie mehr Autos verkauft worden als 2008. Dies sei aber nur ein Vorzieheffekt, der die Händler wie ein Bumerang treffen werde. In der gesamten Autobranche seien sogar bis zu 90000 Jobs gefährdet.

Die Münchner Autohändler reden sich die Situation nicht schön: „Ich schätze, dass die nächsten Monate sehr schwer werden“, sagt Bernhard Lotspeich vom gleichnamigen Mazda-Autohaus. Ein Rückgang seiner Verkäufe um 30 bis 40 Prozent würde ihn nicht überraschen. 60 bis 70 Prozent seiner Kunden haben im ersten Halbjahr beim Neuwagenkauf die Umweltprämie mitgenommen. Sie sind jetzt erst einmal versorgt, werden wohl so schnell kein Auto mehr kaufen.

Die Gebrauchtwagen-Preise sind sowieso im freien Fall

„Wir werden mit Sicherheit weniger als zuvor verkaufen“, glaubt auch Roman Still vom Autohaus Wickenhäuser. Allerdings setzt er auf seine Stammkundschaft. „Wir sind gut aufgestellt, haben verschiedene Marken, einen guten Service“. Deswegen sieht er die kommenden Monate mit „gewissem Ernst“, aber ohne Panik. Das sieht für einen Fiat-Händler, der namentlich lieber nicht genannt werden will, anders aus. Heuer sei zwar noch kein Personalabbau geplant – aber im nächsten Jahr? Vor allem bei den Kleinwagen aus Italien schlug die Abwrackprämie ein, nicht durchweg zum Vorteil der Händler. Weil die Kunden plötzlich auch bei Gebrauchten Rabatte verlangten, die sich mit der Umweltprämie messen konnten, waren die Gebrauchtwagen-Preise „im freien Fall“, so der Händler. „Hoffentlich fängt sich das jetzt“, seufzt er.

Das Ende der Abwrackprämie und die Wirtschaftskrise treffen eine Branche, die schwer angeschlagen ist. Die Zahl der Neuzulassungen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, die Höfe der Autohändler sind voll mit Ladenhütern. „Die Hälfte der Autohäuser hat 2008 rote Zahlen geschrieben“, sagt Zoran Dresnjak. Das Händlernetz in Deutschland ist viel zu dicht, die Finanzdecke vieler Häuser dünn.

Weil die Kreditinstitute Autohändler als Risikokandidaten einstufen, geben sie ihnen äußerst unwillig Kredit – „da ist die Insolvenz programmiert“, sagt Dresnjak. Nicht einmal Autobanken würden helfen. Im Gegenteil: Verlangt ein Kunde nach einem günstigen Autokredit, müsse er neuerdings sogar damit rechnen, einen Korb von der Herstellerbank zu bekommen – so sehr seien die Geldinstitute der Konzerne darauf bedacht, keine unnötigen Risiken einzugehen.

Viele Autohäuser hätten sich zudem verkalkuliert: „Oft wurden unrealistische Geschäfte mit Leasinggesellschaften abgeschlossen“, so Dresnjak. Beispielsweise hätten die Händler Autos geliefert und sich verpflichtet, die Wagen nach drei Jahren zu festen Preisen zurückzunehmen. Heute müssten die Händler die Gebrauchten mit Verlust losschlagen – das Todesurteil für manchen Betrieb.

Susanne Stephan

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