Ablesen von Heizungen: Zu hohe Kosten für die MIeter

Bis zu 100 Euro im Jahr zahlen Mieter, weil der Stand ihrer Heizung notiert wird. Das ärgert Verbraucherschützer – das Kartellamt soll nun Klarheit bringen.
Rolf Schraa |
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Wie teuer wird’s heuer? Hier werden die Verbrauchswerte einer Heizung abgelesen.
dpa Wie teuer wird’s heuer? Hier werden die Verbrauchswerte einer Heizung abgelesen.

Techem, Ista, Brunata-Metrona – der Markt für das Ablesen von Heizungen ist zu rund zwei Dritteln in der Hand von drei Großunternehmen. Verbraucherschützer bemängeln fehlende Konkurrenz und halten die Ablesekosten für zu hoch. Nach einer Schätzung des Klimaschutz-Netzwerkes CO2 Online zahlen Mieter jedes Jahr rund 200 Millionen Euro zu viel. Das Bundeskartellamt untersucht seit 2015 die Branche, demnächst soll der Bericht veröffentlicht werden.

Die Ablesedienstleistung ist ein Milliardengeschäft. Bei knapp 20 Millionen verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnungen liegt das Marktvolumen bei ein bis zwei Milliarden Euro im Jahr. Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW findet klare Worte: „Das ist ein Riesengeschäft zulasten der gebeutelten Mieterhaushalte.“

Der Vermieter beauftragt, der Mieter zahlt das Ablesen

Ein Punkt ist dem Kartellamt bereits aufgefallen: Das Ablesen der Heizungen gibt der Vermieter in Auftrag, die Rechnung zahlt der Mieter. Der Vermieter hat also auf den ersten Blick nur wenig Interesse, auf niedrige Ablesekosten zu achten, weil er sie an die Mieter weiterreichen kann.

Kritiker verweisen auf die hohen Gewinne der Branche: Bei Ista lag der Gewinn (Ebitda) 2015 bei 43 Prozent des Umsatzes. Techem verdiente ähnlich blendend. Ista-Chef Thomas Zinnöcker verteidigt die Preise der Branche: 50 bis 100 Euro pro Jahr koste das Gesamtpaket vom Ablesen, Erfassen bis zum Erstellen der Rechnung bei Ista den einzelnen Haushalt. Das sei völlig angemessen, sagt er. Zudem stünden dem Gewinn hohe Investitionen von rund 100 Millionen Euro pro Jahr gegenüber. Unter dem Strich profitierten die Mieter sogar von einer guten Heizkostenabrechnung, weil sie dadurch aus dem Ruder laufende Heizkosten bemerkten, sagt Zinnöcker.

Ista und Techem verweisen auf viele regionale Anbieter neben den drei Großen. „Wir sehen einen regen Wettbewerb“, sagt die Techem-Sprecherin. Viele Kunden beauftragten verschiedene Anbieter, um Preise vergleichen zu können. Und natürlich hätten Vermieter ein Interesse an niedrigen Miet-Nebenkosten – schon, weil sie an weniger begehrten Mietstandorten sonst Abstriche bei der Kaltmiete machen müssten, betont Zinnöcker.

Zusatzkosten bei Wechsel des Ablesedienstes

Verbraucherschützer Sieverding hält diese Argumente dagegen für Ablenkungsmanöver. In Broschüren für Investoren zeigten die Unternehmen ihr wahres Gesicht: Dort werde mit üppigen Renditen geworben, sagt er. Ista und Techem gehören großen Fonds und stehen laut Branchenkreisen zum Verkauf. Dabei werden Milliardenerlöse erwartet. Besonders ärgert die Mieter- und Verbraucherschützer, dass die Ablesegesellschaften bei den Funk-Ablesegeräten jeweils eigene Standards entwickelt haben, die untereinander nur begrenzt kompatibel sind. Auf Vermieter, die den Ablesedienst wechseln wollen, kommen damit Zusatzkosten zu. Dadurch werde Konkurrenz in der Branche erschwert, sagt Mieterschützer Ropertz. Möglicherweise werde das Bundeskartellamt an der Stelle „hereingrätschen“, sagt er, und kompatible Erfassungssysteme vorschreiben. „Nur so ist Wettbewerb möglich.“ Rolf Schraa

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