Abhängen!
Abgewetzte Aushängeschilder fördern Politverdrossenheit: Georg Thanscheidt, stellvertretender Chefredakteur der AZ, über den anhaltenden Polit-Müll auf bayerischen Straßen.
Ja, findet denn dieser Wahlkampf nie ein Ende? Seit mehr als neun Monaten hängt München voll mit Wahlplakaten. Erst trommelten Ude, Schmid und Monatzeder für die anstehende Kommunalwahl. Und weil im September dann schon die Landtagswahl anstand, ließen die Parteien die Ständer einfach stehen (oder auch liegen). Die eine Partei mehr, die andere weniger – aber zusammen genommen viel zu viele.
Damit verstoßen die Kommunalpolitiker zwar gegen die von ihnen selbst gefassten Beschlüsse, nach denen Wahlwerbung nur drei Monate vor und zwei Monate nach dem Urnengang erlaubt ist. Aber – dieser Eindruck drängt sich auf – was scheren Politiker demokratische Entscheidungen, wenn’s um das Beschaffen von Mehrheiten geht? Da lassen sie ihre Transparente, die widerrechtlich den halben Sommer die Stadt verschandelt haben, gerne noch ein wenig länger hängen – vielleicht hilft’s den Damen und Herren von SPD und CSU ja zumindest mental: „Politiker sind wie Generäle. Beide möchten verlorene Schlachten nachträglich noch gewinnen“, hat der britische Dramatiker Arnold Wesker festgestellt.
Die herumhängenden Plakate haben allerdings den entgegengesetzten Effekt: Mit ihnen können Politiker keinen Bürger mehr erreichen. Sondern die Kandidaten befördern mit ihren abgewetzten Aushängeschildern die Polit-Verdrossenheit. Dabei wäre es ganz einfach, Abhilfe zu schaffen: Abhängen – und zwar fix!