75 Prozent weniger Gehalt für den Commerzbank-Chef
FRANKFURT/MÜNCHEN - Als erste große Privatbank schlüpft die Commerzbank unter den Rettungsschirm der Bundesregierung. Dem Institut blieb keine andere Wahl: Sie hat Probleme mit der Übernahme der Dresdner Bank. Für die Manager bedeutet das: Ihre Bezüge schrumpfen drastisch.
Lange Zeit kam keiner aus der Deckung. Jetzt hat die Commerbank als erste große Privatbank den Finger gehoben. Das Institut bedient sich aus dem Milliarden-Fonds, den die Regierung für die kriselnden Banken aufgelegt hat. Das Geldhaus erhält 8,2 Milliarden Euro aus dem Sonderfonds (SoFFin). Das Geld fließ in Form einer stillen Kapitalanlage.
„Die Commerzbank war wegen der teuren Übernahme der Dresdner Bank in ihrer Existenz gefährdet“, sagte Analyst Dieter Hein der AZ. Die Inanspruchnahme des Rettungspakets sei deshalb überlebensnotwendig für das Institut. Die Commerzbank will die Allianz-Tochter Dresdner für knapp 10 Milliarden Euro übernehmen. Die Dresdner schleppt allerdings alleine im Investmentbanking-Geschäft einen Milliarden-Verlust mit sich herum.
Manager und Aktionäre der Commerzbank zahlen für die Hilfe der Regierung einen hohen Preis. Bedingung für die Inanspruchnahme des Pakets ist: Die Anteilseigner müssen zwei Jahre auf die Dividende verzichten. Außerdem wird das Gehalt der Commerzbank-Vorstände auf 500.000 Euro jährlich beschränkt. Für Commerzbank-Chef Martin Blessing eine bittere Pille: Er verdient bisher rund 2,1 Millionen Euro. Das ist ein Gehaltsverzicht von 75 Prozent.
Experten hoffen nun, dass sich auch andere Banken trauen
Die Börse allerdings honorierte den Schritt der Bank: Die Commerzbank-Aktie legte zeitweise um fast zehn Prozent zu. "Wenn man ein großes Projekt wie die Dresdner Bank in Ruhe stemmen will, braucht man eine hohe Kapitalquote", so Banken-Experte Wolfgang Gerke. Die Börsianer hoffen nun, dass auch andere Banken sich bald trauen und das Geld der Regierung annehmen werden. Experte Hein glaubt: "Es dürfte noch einige Banken geben, die Hilfe brauchen."
Gestern räumte das zumindest eine weitere öffentliche Bank ein: Die HSH-Nordbank gab bekannt, sie benötige 30 Milliarden Euro aus dem Rettungsfonds. Die HSH ist die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig Holstein.
A. Jalsovec
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