50 000 Jobs in Gefahr
MÜNCHEN - Die Krise schlägt voll auf die Autozulieferer durch: Massiver Stellenabbau droht, Bänder stehen still, Kurzarbeit. Die Politik will der Branche helfen.
Der Absatz der Autohersteller schwächelt, und in der Zulieferindustrie stehen die Zeichen auf Alarm: Quer durch die Republik fahren die Firmen zurzeit ihre Produktion herunter und bescheren ihren Beschäftigten dadurch eine unerwartete Arbeitspause. Der Gelsenkirchener Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer befürchtet Schlimmstes: 50 000 von 350 000 Arbeitsplätzen bei den Zulieferern seien akut gefährdet, sagte er.
Betroffen sind auch bayerische Unternehmen. Der fränkische Familienkonzern Schaeffler reagiert „mit gezielter Produktionsreduzierung“ auf die Krise. Schaeffler sucht zurzeit nach Möglichkeiten, die 21 Milliarden Euro für die Übernahme von Continental aufzubringen, ohne in die Überschuldung zu stolpern. Da kommt die Absatzflaute denkbar ungünstig. Jetzt wolle Schaeffler die Leiharbeit verringern und Zeitkonten herunterfahren, sagte ein Sprecher.
Beim Amberger Konzern Grammer heißt es, die Autosparte, die zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, sei „arg betroffen“. Eine Sprecherin: „Wir leiden wie die ganze Branche. Derzeit wird es über Gleitzeit- und Arbeitszeitkonten geregelt“. Befristete Verträge würden nicht verlängert, Leiharbeiter müssten mit der Freisetzung rechnen. „Es kann auf Kurzarbeit und temporäre Werksschließungen hinauslaufen.“ Der Betriebsrat rechnet aber mit Kurzarbeit nicht vor Weihnachten. Viel hänge davon ab, wie lange BMW zumache. Zur Stimmung in der Belegschaft sagte er: „Ganz ohne ist das nicht“.
Bei Webasto in Stockdorf werde man die Belegschaft der Werke Utting und Schierling vermutlich zwei Wochen in die Weihnachtsferien schicken, sagte eine Sprecherin. Im vergangenen Jahr habe man durchgearbeitet.
"Die Krise wird nicht spurlos vorüber gehen"
Knorr-Bremse in München will Investitionen verschieben. Zudem werde das Unternehmen Leiharbeit und befristete Verträge reduzieren, sagte ein Sprecher. Beim fränkischen Spiegel- und Kamerahersteller Mekra heißt es, man warte noch darauf, ob große Kunden ihre Produktion drosselten. Zurzeit würden Überstunden abgefeiert. „Auch an uns wird die Krise nicht spurlos vorbei gehen.“
Beim weltgrößten Zulieferer Bosch wird die Arbeitszeit wohl auf 30 Wochenstunden verringert und noch in diesem Jahr Kurzarbeit eingeführt. Auch Rheinmetall und der Fahrzeugbauer Karmann wollen die Produktion einschränken. Im Regensburger Continental-Werk wird ab November nur noch an vier Tagen die Woche gearbeitet.
Derweil wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung der Branche lauter. Der Autoverband VDA drängt die Regierung, die am CO2-Ausstoß orientierte Kfz-Steuer bald einzuführen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos kündigte eine Entscheidung für nächste Woche an. Die Hoffnung: Je eher klar ist, welche umweltfreundlichen Autos steuerbegünstigt sind, desto schneller schaffen die Bürger sich einen Neuwagen an.
ela