3, 2, 1...neu!
Das Online-Auktionshaus Ebay ändert seine Gebühren. Davon profitiert der Käufer und vor allem das Unternehmen selbst. Viele Verkäufer allerdings drohen nun mit Boykott und überlegen sogar, ihren Shop gleich ganz dicht zu machen.
DREILINDEN/MÜNCHEN Es ist ein recht verheißungsvoller Werbespruch – in den Ohren Hunderttausender Ebay-Verkäufer aber klingt er wie der blanke Hohn. „Alles wird teurer – nicht bei Ebay!“, wirbt das weltgrößte Online-Auktionshaus für sich. Doch zum 20. Februar führt Ebay in Deutschland ein neues Gebührenmodell ein. Und dieses dürfte für viele Verkäufer zu erheblichen Umsatzeinbußen führen.
Die sogenannte "Volksauktion"
Ebay wirbt offensiv mit gesunkenen Angebotsgebühren (die es aber oft erst ab einem Startpreis von zehn Euro oder mindestens 20 Artikeln gibt) sowie der kostenlosen „Volksauktion“: Bei Auktionen ab einem Euro Startpreis zahlen private Verkäufer keine Angebotsgebühr mehr und können kostenlos ein Bild einstellen.
Provision teurer
Im gleichen Atemzug aber wird die Provision, die der Verkäufer zahlen muss, von bisher zwei bis fünf auf bis zu acht Prozent angehoben. Bei Festpreis-Angeboten sind gar neun Prozent fällig. So spart sich ein privater Verkäufer in Zukunft zwar die Angebotsgebühr von 25 Cent. Hat er den Artikel aber erfolgreich verkauft, so muss er bei einem Preis bis 50 Euro acht Prozent des Verkaufserlöses an Ebay abführen.
Gewerbliche Verkäufer müssen mehr bezahlen
Für gewerbliche Verkäufer erhöht sich die Provision um 1,50 Euro – bis zu sieben Prozent des Verkaufspreises kommen noch hinzu. Für sie gibt es aber auch Rabatte, aber nur unter zwei Bedingungen: Die Bewertungen müssen gewisse Durchschnittswerte erreichen. Außerdem müssen die Kunden bei 80 Prozent der Auktionen das – umstrittene – Bezahlsystem Paypal benutzt haben.
"Abzocke pur"
Entsprechend heftig fallen die Reaktionen in den Diskussionsforen im Internet aus. Von „Milchmädchenrechnungen“ ist da die Rede, von „Schönrederei“ und „Abzocke pur“. Zwar gibt es auch einige Stimmen, die Ebays „Gewinnstreben“ als „völlig legitim“ bezeichnen. Andere wie Verkäuferin „Uschi“ dagegen empfinden die neue Gebührenordnung als „Schlag ins Gesicht für alle Kleingewerbler“. Nutzer „timurman“ vergleicht die Provision mit dem „Zehnten“, den man imMittelalter der Kirche gab. Der „Ritter der Kokosnuss“ spricht gar von der „raffzahnigsten Preiserhöhung seit Ebaygedenken“. Still halten wollen die Verkäufer nicht.
Die Rückkehr des Flohmarkts?
Viele überlegen, ihren Shop aufzugeben oder, wie „daywalker“, ihre Sachen „dann doch wieder lieber auf einem Flohmarkt zu verticken“. Bei anderen ist die Wut über die Gebührenstruktur und das neue Bewertungssystem (siehe unten) so groß, dass sie dem Boykottaufruf der US-Verkäufer folgen: Vom 18. bis 25. Februar wollen Tausende Händler keine Waren anbieten. vt
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