25 Prozent für Peer Steinbrück

Ab dem 1. Januar greift sich der Fiskus ein Viertel vom Kapitalertrag. Eine guter Anlass, die persönlichen Finanzen neu zu sortieren
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Kommt in meine Arme, scheint Peer Steinbrück zu sagen. Die Abgeltungssteuer soll Vermögende von der Kapitalflucht abhalten.
Wolfgang Zink Kommt in meine Arme, scheint Peer Steinbrück zu sagen. Die Abgeltungssteuer soll Vermögende von der Kapitalflucht abhalten.

MÜNCHEN - Ab dem 1. Januar greift sich der Fiskus ein Viertel vom Kapitalertrag. Eine guter Anlass, die persönlichen Finanzen neu zu sortieren

Die Uhr tickt – und das buchstäblich: Wer genau wissen möchte, wie lange es noch dauert, bis in Deutschland die Abgeltungssteuer kommt, dem hilft das Internet. Auf der Seite „Abgeltungssteuer2009.net“ läuft der Countdown 1. Januar 2009 rückwärts – auf Stunden, Minuten, Sekunden genau.

Gleich drüber der Hinweis: „Die Abgeltungssteuer kommt. Handeln sie jetzt!“ Solch’ unerbetenen Rat gibt es nicht nur bei privaten Vermögensberatern im Internet – auch Banken bieten „Schutzprodukte“ zur neuen Steuer.

Der Haken dabei: Die Anlagen mindern zwar die Steuerlast, kosten aber viel Gebühren. Die kassiert die Bank. „Die Steuerlast ist nur ein kleiner Bestandteil jeder Anlageentscheidung“, sagt Isabell Pohlmann, Steuer-Expertin der Stiftung Warentest. „Anleger sollten sich von der kommenden Abgeltungssteuer nicht verrückt machen lassen.“ Schließlich: Steuern auf Kapitalerträge gab’s auch schon vor der Abgeltungssteuer. Was also müssen Sparer wissen? Die wichtigsten Fragen:

Wie funktioniert die Steuer? Künftig werden sämtliche Erträge mit einem einheitlichen Satz besteuert. Als Erträge gelten dabei Zinsen, Dividenden und Kursgewinne. Der Steuersatz liegt bei 25 Prozent. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer. Zusammen sind das rund 28 Prozent. Die Bank führt sie ans Finanzamt ab.

Steuerpflichtig sind aber nur die Kapitalerträge, die über dem Sparerfreibetrag liegen. Der beträgt für Alleinstehende inklusive Werbungskostenpauschale 801 Euro, für Ehepaare 1602 Euro im Jahr.

Wer profitiert? Vor allem Zinssparer. Zinseinkünfte über dem Freibetrag musste man bisher mit dem persönlichen Satz versteuern. Ist der höher als 25 Prozent, fährt man mit der Abgeltungssteuer besser (siehe Tabelle). „Zinssparer müssen die Abgeltungssteuer nicht fürchten“, sagt Expertin Pohlmann. Auch wer bislang weniger als 25 Prozent zahlte, hat keinen Nachteil. Er kriegt das zuviel gezahlte Geld mit der Steuererklärung raus.

Wer zahlt drauf? Aktien- und Fondssparer. Sie mussten bislang Dividenden nur zur Hälfte versteuern. Kursgewinne waren sogar steuerfrei, wenn man Fonds und Aktien mindestens ein Jahr hielt. Das fällt nun weg.

Wo gilt die Abgeltungssteuer nicht? Ausgenommen sind Riester-Verträge, betriebliche Altersvorsorge und Lebensversicherungen. Die oft als „abgeltungssteuerfrei“ angepriesenen Dachfonds – also Fonds, die ihrerseits in Fonds investieren – sind nicht befreit. Dort wird nur dann keine Steuer fällig, wenn zwischen den Fonds Geld umgeschichtet wird. Wird der Dachfonds 2009 gekauft, fällt auch hier beim späteren Verkauf die Steuer auf Kursgewinne an.

Wie sollten Anleger reagieren? „Nicht zuviel tun“, rät Isabell Pohlmann. Denn den meisten Anlegern tut die neue Steuer nicht unbedingt weh. Tipp der Expertin: Anleger sollten den Steuerwechsel dazu nutzen, ihr Depot zu überprüfen. „Sind darin wirklich gute Anlagen? Die Qualität der Produkte ist wichtiger als der Steueraspekt.“

Wichtige Tipps

Fonds jetzt noch kaufen. Der wichtigste Punkt bei Aktien, Aktien- und Rentenfonds: Solange man sie noch vor dem 1. Januar 2009 kauft, fällt nach der einjährigen Haltefrist auch künftig keine Abgeltungssteuer auf die Kursgewinne an. Wer also vorhatte, ohnehin in absehbarer Zeit Wertpapiere zu kaufen, sollte das unbedingt noch vor dem Jahresende tun. Das gilt vor allem für Aktienfonds. Die hält man ohnehin lange. Da ist es nicht entscheidend, dass die Aktienmärkte im Moment labil sind. Sparer, die monatlich in einen Fondssparplan einzahlen, kommen um die Abgeltungssteuer nicht herum. Zinsen, Dividenden und Kursgewinne für die neu eingekauften Fondsanteile sind steuerpflichtig, wenn sie 2009 anfallen. Das ist aber kein Grund, sich überstürzt von einem Fonds zu trennen. „Ist der Fonds gut, sollte man dabei bleiben“, sagt Isabell Pohlmann von der Stiftung Warentest. Umgekehrt sollte man jetzt die Gelegenheit nutzen, sich von schlechten Fonds und Aktien im Depot zu trennen.

Zinsen auf 2009 verschieben. Für Zinsen, die ab 2009 ausgezahlt werden, müssen Sie Abgeltungssteuer zahlen. Aber nur für den Teil, der über dem Freibetrag liegt. Haben Sie einen persönlichen Steuersatz über 25 Prozent, sollten Sie Zinszahlungen ins nächste Jahr verschieben. Stecken Sie verfügbares Geld in Anlagen, deren Zinstermin im nächsten Jahr liegt. Das kann Festgeld sein. Die Laufzeit hängt davon ab, wann Sie das Geld brauchen. Auch Tagesgeld mit vierteljährlicher Zinszahlung ist möglich. Die Stiftung Warentest empfiehlt außerdem niedrig verzinste Bundesanleihen oder Pfandbriefe. Dort teilt sich die Rendite in Kursgewinne und Zins. Wer so ein Papier noch vor dem Jahreswechsel kauft, streicht Kursgewinne steuerfrei ein – wenn er bis zum Verkauf mindestens ein Jahr verstreichen lässt. Eine Alternative ist der Bundesschatzbrief Typ B. Da werden die Zinsen angesammelt und erst beim Verkauf verbucht. Aber auch da gilt: Nicht alles wegen der Steuer in Zinsanlagen stecken. Wichtig ist eine ausgewogene Mischung.

Riestern: Rendite geht vor. Wer Geld in einen Riestersparplan oder einer Lebensversicherung anspart, bleibt von der Abgeltungssteuer verschont. Einzige Ausnahme: Löst ein Anleger den Vertrag vor dem 60. Lebensjahr auf, fällt Abgeltungssteuer an. Lebensversicherungen taugen aber nur begrenzt zur Altersvorsorge. „Die Steuerersparnis ist meist nicht so hoch, dass sie Gebühren und mangelnde Rendite aufwiegt“, sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern. Besser seien Riester-Banksparpläne. „Die sind ebenfalls abgeltungssteuerfrei – und es fallen kaum Kosten an.“ Auch Riester-Fondssparpläne hält Larisch für empfehlenswert. Einziger Wermutstropfen: Der Sparer kann sich bei einem Riesterprodukt den Fonds nicht frei aussuchen. Deswegen seien oft auch normale Fondssparpläne geeignet – obwohl sie Abgeltungssteuer kosten. Die Rendite müsse stimmen, so Larisch: „Rendite geht immer vor Steuerersparnis.“

aja

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