220 Filialen in Bayern sollen geschlossen werden

Weil kaum noch Kunden in die Geschäftsstellen kommen, soll das Netz jetzt stark ausgedünnt werden. Müssen auch Beschäftigte gehen?
Ralf Müller, Otto Zellmer |
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München - Drastische Einschnitte bei den Sparkassen in Bayern: Von derzeit mehr als 2200 Geschäftsstellen sollen heuer bis zu 220 geschlossen werden. Das dichte Filialnetz stamme aus einer Zeit, in der die Kunden für Überweisungen noch in die Filiale gegangen seien oder Bargeld an der Kasse abgeholt hätten, sagte der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Netzer gestern in München.

Inzwischen komme ein Kunde im Durchschnitt nur einmal pro Jahr in eine Filiale, nehme aber 108 Mal pro Jahr online Kontakt auf. „Der Kunde geht nicht mehr in die Geschäftsstelle.“ Auf dieses veränderte Verhalten müssten die Sparkassen reagieren – auch wenn die Schließung einer Filiale emotional schwierig sei. Aber: „In Zeiten des niedrigen Zinses ist es wichtig und richtig, Kräfte zu konzentrieren.“

 

Bereits 2015 82 Geschäftsstellen in Bayern geschlossen

 

Welche Regionen betroffen sind, ist noch unklar: Letztlich müsse jede der 71 rechtlich selbstständigen Sparkassen selbst entscheiden, wie sie auf den wachsenden Kostendruck durch die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank reagiere. Bereits im vergangenen Jahr waren 82 Geschäftsstellen in Bayern weggefallen. Auch ein Stellenabbau stehe im Raum – diesen wolle man aber „sozialverträglich“ vornehmen. Die Zahl der Mitarbeiter war Ende 2015 mit 42 470 um 3,3 Prozent niedriger als noch zu Beginn des Jahres.

Die regionalen öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute fühlen sich von Europäischer Zentralbank und EU regelrecht in die Zange genommen. Ob Niedrigzinspolitik oder Einlagensicherung – alles führe zu der Frage, ob die EZB-Politik „eine Marktbereinigung in Deutschland herbeiführen“ wolle, sagte Netzer. „Wer ganz bewusst den Mühlbach trockenlegt, kann daraus nicht ableiten, dass Mühlen kein funktionierendes Geschäftsmodell haben.“

Die EZB-Zinspolitik habe zu einer „perversen Welt“ geführt, schimpfte der Landesobmann der bayerischen Sparkassen, Walter Strohmeier. So fürchten sich die Sparkassen inzwischen regelrecht vor großen institutionellen Anlegern, weil sie dann Geld zu einem Negativzins von 0,3 Prozent bei der Bundesbank parken müssten. Einen Negativzins gegenüber Privatkunden und kleineren Unternehmern zu verlangen, schließe man „derzeit“ aus, sagte Verbandsvize Schmautz. Unterdessen fährt in der Oberpfalz erstmals seit Jahren wieder ein Sparkassenbus, der die Filialen ersetzen und auserwählte Ortschaften zweimal pro Woche anfahren soll. Die Sparkassen wollen so die Schließung von mehreren Filialen kompensieren.

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