16500 Leih-Jobs weg
VW trennt sich von seinen verbliebenen Zeitarbeitern. Bayerische Gewerkschafter schnüren Hilfspaket für Betroffene bei Audi
WOLFSBURG Tiefschlag für 16500 Zeitarbeiter: Wegen der Autokrise streicht Volkswagen alle verbliebenen Leiharbeiter-Stellen, sagte VW-Chef Martin Winterkorn dem „Spiegel“. Auch in Bayern sind bereits Tausende Zeitarbeitsstellen in der Autobranche verloren gegangen. Die IG Metall stellt sich jetzt auf Kündigungen von Leiharbeitern bei Audi ein und hat mit zwei Zeitarbeitsfirmen ein Hilfspaket geschnürt.
Zurzeit arbeiten bei Audi in Ingolstadt 800 Leiharbeiter, sagte der bayerische IG-Metall-Sprecher Matthias Jena zur AZ. Noch habe der Hersteller keine Entscheidungen mitgeteilt, doch sei es wohl „nur noch eine Frage von Wochen“, bis die Werker nach Hause geschickt würden.
Adecco und Tuja, die beiden Personalvermittler, die bei Audi tätig seien, müssen die Betroffenen dann eigentlich weiterbeschäftigen und zu neuen Einsätzen schicken. Angesichts der Flaute in der Branche sei es aber unrealistisch, dass die Ex-Audi-Werker ihre Stellen behalten werden, glaubt Jena. Ihre Kündigungsfristen seien durchweg kurz, berichtet er, zumal die meisten nur wenige Beschäftigungsjahre aufwiesen.
Angesichts dessen ist es für die Gewerkschaft schon ein Erfolg, dass sich Adecco und Tuja bereit erklärt haben, eine Transfergesellschaft zu gründen, die die Arbeitslosigkeit ein wenig hinausschiebt. Außerdem bekommen die Betroffenen pro Beschäftigungsjahr 30 Prozent eines Bruttomonatsgehaltes als Abfindung – gemessen an den sonstigen Gepflogenheiten in der Zeitarbeitsbranche eine geradezu opulente Regelung.
Die Stellen-Streichungen bei VW und bei Audi sind für die Lage der Zeitarbeits-Branche symptomatisch. Im zweiten Halbjahr 2008 schrumpfte die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland von 821000 auf 657000. Im laufenden Jahr dürfte der Stellenabbau vor allem in der Kfz-Branche weitergehen.
Trotzdem sind die Vertreter des Bundesverbandes Zeitarbeit optimistisch. In anderen Wirtschaftszweigen, beispielsweise in der Pflege, sind nämlich Zeitarbeitskräfte weiterhin gefragt. Und durch die Krise werde den Unternehmenschefs klar, wie wichtig Flexibilität bei der Personalplanung ist, glaubt Branchen-Präsident Volker Enkerts. Die Beschäftigtenzahl der Personalverleiher werde „bis 2010 die Millionengrenze knacken“, ist er sich sicher.
Die Gewerkschaften, die die Zeitarbeit lange Zeit erbittert bekämpften, haben die Personaldienstleister mittlerweile als notwendiges Übel akzeptiert. Ihre Betriebsräte sind froh, wenn sie in Krisenzeiten keine Sozialpläne mitgestalten müssen, weil der Arbeitgeber, anstatt die Stammbelegschaft zu reduzieren, erst einmal die Zeitarbeits-Verträge kündigt. Außerdem hat die IG Metall bei BMW und bei Audi durchgesetzt, dass Leiharbeiter die gleichen Stundenlöhne bekommen wie reguläre Beschäftigte. sun