100 Tage Peinlichkeit

Die Regierung muss entweder besser werden. Oder gehen: Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über die traurige Bilanz von Schwarz-Gelb
Dass Schwarz-Gelb in den ersten hundert Tagen fast alle Erwartungen enttäuscht hat, ist mittlerweile fast schon Konsens in Deutschland und bedarf deswegen keiner größeren Erläuterung mehr. Die spannende Frage aber ist, wie das Land, also wir, nun für den Rest der Amtszeit mit dieser Regierung umgehen soll. Schließlich, um den scheidenden Linke-Geschäftsführer Dietmar Bartsch mit dem treffendsten Beitrag zum Hunderttägigen zu zitieren, waren das ja nur „die ersten 100 Tage. Das Problem: Es folgen noch 13 weitere 100 Tage.“
Das aber darf nicht Deutschlands Perspektive für die nächsten dreieinhalb Jahre sein. Diese Regierung muss im nationalen Interesse entweder spürbar besser werden. Oder sie muss weg. Dabei ist das Hauptproblem noch nicht einmal, dass Schwarz-Gelb vermeidbare Fehler macht.
Das große Unbehagen liegt an dem wabernden Gefühl im Land, unter Wert regiert zu werden. Eine Kanzlerin, der die Führung einfach nicht richtig gelingen will, ein Team, in dem sich vor allem auf FDP-Seite zu viele Leichtgewichte tummeln: Das ist der deutsche Winter 2010. Nicht auszudenken, wie schwach die Regierung dastünde, hätte sie nicht den solide vor sich hin steinbrückenden Wolfgang Schäuble als Finanzminister.
Auf Länderebene funktioniert Schwarz-Gelb durchaus. Im Bund dagegen denken viele mit Wehmut an die große Koalition zurück. Wenn die Berliner Koalition aus diesem Schatten nicht bald heraustritt, dann wird sie eine Episode bleiben – und ihre einzige Chance schnell vertun.