Windows 8 ein Sicherheitsrisiko für Behörden?

Windows 8 könnte zum Einfallstor für Ausspähungen der NSA werden, befürchten Experten. Besonders gefährdet sind Daten auf Computern von Behörden.
von  mab

Windows 8 könnte zum Einfallstor für Ausspähungen der NSA werden, befürchten Experten. Besonders gefährdet sind sensible Daten auf Behörden-Computern.

München - Wie sicher sind unsere Daten auf Behörden-Rechnern? Nach den Enthüllungen um die Spitzelpraktiken des US-Geheimdienstes gibt es jetzt brisante Fragen zur Sicherheit von Windows 8. In Verwaltungen und Behörden sei dessen Einsatz ein „inakzeptables Sicherheitsrisiko“, schreibt „Zeit Online“ und beruft sich auf ein Papier von IT-Experten des Bundes. Läuft in einer Amtsstube das Microsoft-Betriebssystem, könne der Rechner schon bald aus der Ferne gesteuert und ausgespäht werden.

„Trusted Computing“ (TPM) mache dies möglich. Ein Hardwarechip kontrolliert dabei die Software, die auf dem Rechner eingesetzt wird. Bislang kein Problem, das System gibt es schon seit vielen Jahren. Denn wer wollte, konnte TPM bisher deaktivieren. „Mit der neuen Version 2.0 geht das nicht mehr“, so Jan Girlich vom „Chaos Computer Club“ in Hamburg zur AZ. Er sieht „Trusted Computing“ deshalb kritisch. Damit gebe der Nutzer „eine gewisse Kontrolle an Microsoft ab“. Dabei nur auf die Integrität der Firma zu vertrauen, hält Girlich für „problematisch“.

Das sieht das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ähnlich. Es warnt zwar nicht ausdrücklich vor Windows 8. Aber: „Das BSI sieht derzeit jedoch einige kritische Aspekte im Zusammenhang mit bestimmten Einzelszenarien, in denen Windows 8 in Kombination mit einer Hardware betrieben wird, die über ein TPM 2.0 verfügt“, so das Amt in einer Stellungnahme gegenüber der AZ. Auch das BSI spricht von einem „Verlust an Kontrolle“ für die Anwender.

Noch deutlicher formuliert Rüdiger Weis, Kryptographie-Experte an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin, die Gefahr. Auf mindestens drei Ebenen seien die neuen Trusted-Computing-Systeme angreifbar, so Weis zu „Zeit Online“. Man müsse davon ausgehen, dass die NSA entsprechende Rechner problemlos kompromittieren könnte. Whistleblower Edward Snowden hat in einer seiner Enthüllungen Microsoft vorgeworfen, der NSA Zugriff auf Email-Daten seines Netzwerks zu geben. Spätestens seitdem ist einigen IT-Experten die Softwarefirma nicht mehr ganz geheuer.

Dabei gibt es laut Jan Girlich Alternativen zu Windows 8. „Wir befürworten einen Umstieg auf Open-Source-Software, wie es die Stadt München gerade macht“, so der Computer-Experte. Dort werden die Rechner in der Verwaltung seit einigen Jahren auf das Betriebssystem „Linux“ umgestellt. Jedem IT-Experten liegt der Programm-Code offen. So kann er dann beispielsweise herausfinden, ob im Hintergrund Daten ausgespäht werden.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.