Was kann die "Whatsapp"-Alternative "Telegram" wirklich?

Berlin - Seit der Facebook-Übernahme des beliebten Smartphone-Messengers "Whatsapp" vor wenigen Wochen, gibt es abertausende von Menschen, die nach einer Alternative für das Nachrichtenprogramm suchen. Viele dieser Nutzer wechseln aus Angst vor dem Missbrauch ihrer Daten. Nun wolle das Soziale Netzwerk aber auf mehr Sicherheit setzen, wie Scott Renfro, IT-Sicherheitsmann bei Facebook, im Interview mit dem "Spiegel" bekannt gab. Trotzdem geht der Trend zur Ersatz-App anscheinend ungebrochen weiter. Eines dieser Programme ist der "Telegram"-Messenger der Gebrüder Durow, die bereits den russischen Facebook-Ersatz "VK.com" verantworten. Doch wie gut ist die iOS- und Android-App?
Wenn es um den Funktionsumfang geht, dann ähneln sich eigentlich alle aktuellen Smartphone-Messenger. Wie bei "Whatsapp" und "Threema" ist es bei "Telegram" möglich, seine Freunde und Kollegen flink per Textnachricht zu kontaktieren und zum Beispiel Bilder oder Videos mit ihnen zu teilen. Auch ein Gruppen-Chat ist möglich. Sicherungen der Nachrichten werden in der Cloud gespeichert, sodass man jederzeit wieder auf ältere Inhalte zugreifen kann.
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Im Gegensatz zu "Threema" ist die Anschaffung von "Telegram" vollkommen kostenlos. Genauso wie bei "Whatsapp" bieten die Russen das Programm zum Nulltarif und ohne Werbeeinblendungen an. Außerdem versprechen die "VK.com"-Gründer, dass sich das auch in Zukunft nicht ändern soll. "Threema" kostet in der Anschaffung einmalig knapp unter zwei Euro. Das schlägt sich nebenbei wohl auch auf die Nutzerzahl nieder. Die Webseite "iphone-ticker.de" berichtete, dass letztere App Ende Februar zusammengenommen wohl rund 1,1 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Laut "Spiegel" habe "Telegram" in einem ähnlichen Zeitraum sogar rund acht Millionen neue User verzeichnet.
Sicherheit wird bei "Whatsapp" erst in Zukunft großgeschrieben, bei den Konkurrenten sieht dies anders aus. "Telegram" setzt wie "Threema" auf eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Heißt: Nur das Absende- und das Empfangsgerät können die Nachricht offen einsehen. Niemand anders, nicht einmal der Anbieter, hat Zugang. Während letzteres Programm standardmäßig Verschlüsselung unterstützt, muss die Funktion bei den Russen erst per "Secret Chat"-Funktion ausgewählt werden. Dann werden die Nachrichten nicht in der Cloud gespeichert. Witzig auch, dass "Telegram" ein "Selbstzerstörungs"-Feature bietet, bei dem Texte nach dem eingestellten Ablaufzeitpunkt bei beiden Nutzern gelöscht werden.
Beim Kuriositätsfaktor sticht "Telegram" seine Mitkonkurrenten locker aus. "Whatsapp" ist der hippe Jugendliche unter den Apps, "Threema" gibt sich eher seriös und die russische App? Die wirbt im deutschen iTunes-Store mit einem Werbe-Screenshot auf dem sich der amerikanische Whistleblower Edward Snowden (30), der australische WikiLeaks-Gründer Julian Assange (42) und das Ex-Porno-Sternchen Sasha Grey (26, "Tödliches Spiel - Would You Rather?") im Gruppen-Chatraum über "Wochenendpläne!" unterhalten. In Googles Android-Store finden Nutzer dafür eine Werbekonversation, in welcher der österreichische Physiker Erwin Schrödinger sich als vermeintlicher Fan der Zeichentrickserie "My Little Pony - Freundschaft ist Magie" outet.