Netflix, Watchever & Co.: Das Problem mit dem Sortiment
In Amerika ist Netflix bereits Kult. Hierzulande könnte es der Video-Streaming-Dienst ab September endlich schaffen, auch wählerische Filmfans zu überzeugen. Gerade eingefleischte Zelluloid-Freunde stehen derzeit dem Filme-im-Internet-schauen-Prinzip noch recht skeptisch gegenüber. Doch warum eigentlich?
Ein großes Problem von Heim-Cineasten ist das Angebot von Filmen und Serien, das es momentan gibt. Egal ob man sein Augenmerk nun auf Watchever und Amazon Prime Instant Video lenkt, oder auf Konkurrenten wie Maxdome und Sky Snap: keiner der Anbieter kann Filmfreunde mit seinem Sortiment rundum zufriedenstellen. Amazons Dienst bietet laut eigenen Angaben über 13.000 Filme und Serienepisoden, Maxdome spricht sogar von über 50.000.
Leider bietet keine der erwähnten Online-Videotheken ein auch nur annäherungsweise komplettes Sortiment. Serienhits wie "The Big Bang Theory" und "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn" finden sich zwar zum Beispiel bei Maxdome, Watchever und Amazon Prime Instant Video, doch es stehen bei Weitem nicht alle Folgen zur Ansicht bereit. Von "Weeds" liefen bis 2012 acht Staffeln im US-Fernsehen. Watchever und Amazon bieten jedoch nur sechs Staffeln, während auf Maxdome gerade einmal die ersten drei Staffeln anschaubar sind.
Bei "The Big Bang Theory" ist die Lage etwas komplizierter: In den USA sind sieben Staffeln erschienen, Watchever bietet aber nur die Staffeln eins, zwei, drei, vier und sechs nach Flatrate-Prinzip zur Ansicht an. Wer die Comedy-Serie Online anschauen will und auf Amazon zurückgreift, der kommt ohne Aufpreis in den Genuss der ersten sechs Staffeln. Staffel sieben kann hier zwar abgerufen werden, aber momentan nur zu einem Aufpreis von 2,49 Euro bis 2,99 Euro pro Folge. Bei Maxdome stehen zwar auch alle sieben Staffeln zur Verfügung, doch nur die erste ist derzeit kostenlos mit dem "Maxdome Paket" erhältlich - der Rest muss ebenso zusätzlich erworben werden. Bei so manchem Film zeigt sich ein ähnliches Bild.
Selbst wenn man zum Beispiel zwei der Anbieter abonniert - bei Preisen von unter zehn Euro pro Monat für viele kein Problem -, kann das kombinierte Flatrate-Sortiment bei weitem nicht mit dem aktuellen DVD- und Blu-ray-Angebot mithalten - und erst recht nicht mit dem der Tauschbörsen und One-Click-Hoster, die von der Industrie verteufelt werden. Raritäten wie obskure Horror- und Sci-Fi-Filme aus den 70er und 80er Jahren, die es bis heute zum Teil nur offiziell als VHS-Veröffentlichung gibt, stehen dort zum Beispiel teils in digitaler Form zum Download bereit. Ein verlockendes Angebot für Fans, wenngleich moralisch und rechtlich nicht immer ganz lupenrein. Auch die Aktualität der angebotenen Streifen spielt eine Rolle, erscheinen viele Filme doch wenn überhaupt meist erst nach geraumer Zeit bei den Streaming-Anbietern.
Zudem gibt es weitere Probleme - bei allen Diensten. Die Bildqualität der Filme und Serien ist mitunter stark von der Schnelligkeit der eigenen Internetleitung abhängig und bei weitem nicht jedes Video liegt auch in HD-Format vor. Auf Surround-Sound und weitere Technologien müssen Puristen ebenfalls immer wieder verzichten. Praktisch hingegen: Die Streaming-Dienste ermöglichen es dem Nutzer ihre Videos meist ohne besonderen Aufwand auf unzähligen Geräten abzuspielen. Dazu zählen Spielkonsolen wie Playstation 4 und Xbox One sowie PCs, Tablets und Smartphones - oder auch spezialisierte Streaming-Sticks wie Googles Chromecast.
Gerade für viele Filmfans sind das aber noch nicht einmal die Hauptkritikpunkte. Stichwort: O-Ton und Untertitel. Während momentan zumindest Watchever sehr viele der angebotenen amerikanischen und britischen Serien mit Originalton zum Anschauen bereitstellt, ist das bei den anderen Anbietern schon eher die Ausnahme. Entsprechende Untertitel, egal in welcher Sprache, sind praktisch so gut wie nicht im Angebot.
Noch ist nicht abzusehen, wie gut sich Netflix im Vergleich zu Watchever und Co. schlagen wird. Gerade was das Serien- und Filmangebot des Unternehmens in Deutschland angeht, gilt es für die Amerikaner zahlreiche Hürden im Zusammenhang mit Filmrechten zu umschiffen. Zumindest in den USA punktet der Dienst allerdings immer wieder mit recht aktuellen Kassenschlagern und einem Portfolio, das zumindest Standard-Konsumenten meist zufriedenstellt. Vermutlich bleibt Filmenthusiasten und Technikliebhabern aber der Griff zu DVD und Blu-ray nicht erspart.
Hier können Sie die erwähnten Anbieter kostenlos testen:
Watchever - 8,99 Euro pro Monat - Testangebot: Erster Monat kostet, zweiter Monat kostenlos
Maxdome - 7,99 Euro pro Monat - Testangebot: Erster Monat kostenlos