Ein wenig Schmuck, bitte
In der Schmuckbranche spricht man gerne von Makrotrends. Das sind Tendenzen, die nicht nach einer Saison wieder vorbei sind, sondern sich über mehrere Jahre ziehen. Und trotzdem hat jedes Jahr und jede Jahreszeit ihre eigenen Entwicklungen. Das sind 2013 vor allem die Verwendung von hochwertigen Edelsteinen in unterschiedlichen Farben, Silberschmuck und viele Blumenelemente. Was rund um die Schmuckmesse Inhorgenta vom 22. bis 25. Februar in München vor allem aber deutlich wird: Schmuckstücke müssen jeden Tag anders aussehen können. Das ist der große Makrotrend der Branche. Denn Schmuck gewinne als reines Mode-Accessoire immer mehr an Bedeutung, sagt die Trendforscherin Irmie Schüch-Schamburek. Sie ist Referentin auf der Messe.
Gerade junge Leute tragen gerne zu jedem Outfit etwas dazu Passendes, was sich unter anderem in dem breiten Angebot an bunten Unisex-Uhren mit Kunststoffband im Handel widerspiegele. Diese lassen sich leicht der Kleidung anpassen. Die Messe legt aus diesem Grund erstmals einen Fokus auf Lifestyle-Schmuck. Modemarken setzen hier nun auch auf Echtschmuck, wie Prof. Stefan Hencke erläutert, der im Auftrag der Messe die Trends untersucht hat. Zum Lifestyle-Schmuck gehören für Schüch-Schamburek die Hippie-Bänder. „Sie gibt es aus Leder, aus Plastik, Stoff oder Spitze, ohne und mit Anhänger, sehr preiswert und auch etwas teurer.“ Als weiteren Schwerpunkt der Messe macht Schüch-Schamburek die Tendenz zu hochwertigem Schmuck aus, der möglichst gut zu seinem Träger passt. „Diese Stücke haben meistens etwas mit der Persönlichkeit, dem eigenen Stil zu tun“, sagt sie. „Und da werden die Menschen mutiger.“ Früher setzten Verbraucher auf klassische, allgemein beliebte Designs, damit sie den teuren Schmuck lange tragen können. Heute wählen sie eher etwas aus, das individueller ist. „Die Menschen wollen wieder Unikate“, sagt Raphael Fischer vom Zentralverband der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere. „Und sie sind auch bereit, wegen des hohen Goldpreises in Silber zu investieren.“ Außerdem steckten die Menschen ihr Geld in Diamanten. Diese kommen etwa in Solitär- oder Memoire-Ringe. Auch Revier-Armbänder mit eingefassten Diamanten seien beliebt, ebenso wie hochwertige Uhren. Angesagt ist da Roségold.
Trotz des Booms im Luxussegment macht der hohe Goldpreis neue Fertigungstechniken notwendig. „Deswegen sind Hohlfertigungen sehr gefragt“, sagt Fischer. Auch Mokume Gane sei beliebt. Die japanische Technik vermengt Bunt- und Edelmetalle so, dass die Oberfläche einer Holzmaserung ähnelt. Einige Schmuckdesigner haben sich von filigranen Handarbeiten inspirieren lassen. „Ringe, Armreifen oder Ohrringe sehen aus, als seien sie aus Spitze oder einer feinen Häkelei“, erläutert Schüch-Schamburek. Aus zarten Elementen geschmiedet sind aktuell ebenfalls viele Ketten und Colliers. Veränderungen in der Mode wirken sich auch auf die alten Stücke aus: Eheringe werden gerne umgearbeitet, sagt Fischer. Perlen oder Opale werden eingearbeitet. Auch das spiegele den Wunsch nach individuellerem Schmuck wider. Ausdruck dessen sind daneben die zahlreichen modularen Systeme im Handel – und das sind nicht nur Armbänder, die man mit immer neuen Anhängern ergänzen kann. „Es gibt sehr hochwertige Ringe, die sich aufschrauben lassen, und in deren Mitte man dann weitere Ringe, beispielsweise mit Diamanten besetzt, hinzufügen kann“, sagt Schüch-Schamburek.
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