Apple Watch: Gründe, die Uhr nicht zu kaufen

München - Zugegeben, schick ist sie schon. Wirkliche Designpatzer hat sich Apple in den letzten Jahren nicht geleistet. Es war zu erwarten, dass die Apple Watch ein optischer und haptischer Hand(gelenk)schmeichler wird. Aber bei allem Hype um das neu geschaffene Statussymbol, soll man wirklich mindestens 449 Euro (Herrenversion) für eine Armbanduhr ausgeben, die vermutlich schon in zwei Jahren nicht mehr up to date ist und ohne die Verbindung zu einem iPhone alleine fast nichts kann.
Diese Frage hat sich ein Online-Redakteur der AZ gestellt, der ausgesprochener Apple-Fan ist. Denn die Armbanduhr hat ein paar handfeste Nachteile. Wir haben Argumente gesammelt, die gegen den Kauf sprechen. Auch wenn wir wissen, wahre Apple-Jünger nicht überzeugen zu können.
Diese Gründe sprechen gegen einen Kauf der Apple Watch:
Akkulaufzeit:
Viele spekulierten, nachdem die Apple Watch angekündigt wurde. Müssen iPhone-User ihr Telefon doch mindestens täglich laden, ließ sich ableiten, dass der Apple Watch auch nach einem Tag der Saft ausgehen würde. Und richtig: Apple hat die Akkulaufzeit der Uhr konkretisiert. 18 Stunden soll die Batterien halten. Mit den Herstellerangaben verhält es sich aber ähnlich wie beim Benzinverbrauch bei Autos. Stimmt oft nicht. Wer die Uhr zum Sport nutzt, viel rumspielt oder Apps verwendet wird schnell eine Steckdose brauchen. Zudem kommt, dass Akkus bei regem Gebrauch an Kapazität verlieren. Am Nachtkasterl hängen also demnächst drei Geräte am Strom: Apple Watch, iPhone und der klassische Radiowecker.
Preis:
In der günstigsten Version kostet die Apple Watch (mit einem 38-Millimeter-Gehäuse und aus Aluminium) 399 Euro. Für 450 Euro gibt's das größere Modell mit Plastik-Armband. Edelstahl gibt's ab 649 Euro, für die exklusive Goldvariante kann man von 11.000 Euro bis zu 18.000 Euro ausgeben. Dazu kommen teure Armbänder. Mal im Ernst: Wer will schon die "billigste" Variante der Apple Watch? Für Edelstahl, Saphirglas und Lederarmband blättert man schnell 800 Euro hin, da ist man schon im Bereich einer hochwertigen Automatik-Uhr. So viel Geld für ein Zeiteisen, das vielleicht schon nach ein paar Jahren das Zeitliche segnet?
Kult-Faktor:
Mal ehrlich, Frauen haben Handtaschen, Schuhe und Schmuck. Uns Männern bleibt doch nur die Uhr als Statement. Aber eine wertige Uhr muss Generationen überdauern können, will vererbt werden und ist was fürs Leben. Ein Symbol für wichtige Stationen im Leben, Belohnung für Erfolg in Studium und Job, Anerkennung für Erreichtes. Bei der Rolex Submariner, der berühmten Omega Speedmaster - der sogenannten Moonwatch (erste Uhr auf dem Mond) - oder bei der Breitling Navitimer werden sofort Emotionen ausgelöst. Das alles fehlt bei der Apple Watch, die für ein Wegwerfprodukt und/oder schicke Zweituhr einfach zu teuer ist. Ok, bei den genannten Luxus-Uhren ist man schnell jenseits der 3000 Euro-Marke. Klar ist aber auch wo Apple preislich hinwill.
Wasserdichte:
Sportler mit Hang zur Technik sind eine der großen Apple-Zielgruppen. Mal eben vor dem Job ein paar Runden laufen, das Ergebnis optisch aufgebrezelt mit Laufkurs, Kalorienverbrauch und Herzfrequenz bei Facebook posten, teilen, Likes und Kommentare einsammeln, sich mit Freunden messen. Alles cool und hip. Aber gerade im Sportbereich gibt es einen erheblichen Nachteil: Die Apple Watch erfüllt nur den Wasserdichte-Standard nach IPX7. Will sagen: Die Uhr hält in einer Tiefe von einem Meter gerade mal eine halbe Stunde dicht. Kein so toller Wert für eine Sportuhr. Zwar ist das Tragen im Regen oder Schweiß auf der Hand kein Problem. Wer die Uhr unter der Dusche anlässt oder gar beim Schwimmen trägt wird sich ärgern.
Linkshänder-Modus:
Zwar gibt es einen Linkshänder-Modus für die Apple Watch. Man kann im Setup die Uhr für "Lefty" konfigurieren. So richtig passen will es aber nicht. Denn wer das Handy fürs Handgelenk am der rechten Arm tragen will, wird sich immer über die Position der digitalen Krone ärgern. Eine echte Linkshänder-Version der Apple Watch gibt es (noch) nicht.
Lesen Sie hier: Apple Watch: Gold-Edition kostet 11.000 Euro
Ohne iPhone sinnlos:
Ohne den großen Bruder kann die Apple Watch fast nichts. Pulsmessung funktioniert zwar. Für die meisten weiteren Funktionen, die Verbindung ins mobile Netz voraussetzen ist es erforderlich, das iPhone in Reichweite zu haben. Wer dann noch schnurlose Kopfhörer dabei hat, oder ein zusätzliches Diensthandy oder iPad, hat schnell drei, vier Geräte dabei. Immer. Heißt aber auch: Wer sich für die Apple Uhr interessiert und kein iPhone besitzt, darf sich mal eben zusätzlich eines anschaffen. Ob die Apple Watch künftig etwa mit iOs-Konkurrenten Android etwas anfangen kann, darf bezeifelt werden.
Design:
Vorab: Wir finden das Design der Apple Watch schon sehr gelungen. Zumal es durch das Display nahezu unendliche Möglichkeiten gibt. Aber: Außer der Größenunterschiede gibt es nur eine Form. Wer auf runde Uhren steht, kann mit der Apple Uhr nichts anfangen. Apple-Design-Star Jonathan Ive formulierte es so: Bei einer Funktionalität im Grunde auf Listen basiert, hätte eine runde Form keinen Sinn gemacht. Stimmt. Ist aber ein Manko.
Fazit: Schicke Spielerei! Mit der Apple Watch hat die Kultfirma aus Cupertino ein neues Spielzeug zur Markenbindung geschaffen, das einige handfeste Nachteile hat. Wer sich die Uhr zulegt, wird sie vermutlich in 40 Jahren nicht seinem Enkel vererben können. Wer sich aber eine Omega Speedmaster oder eine Rolex Submariner leisten kann, hat auch das Kleingeld für eine trendige und hippe Viert- oder Fünft-Uhr.