World Solar Challenge 2017: Dank Sonne auf der Überholspur
Auf der Sonnenseite des Lebens fahren - eine Vision für die Zukunft der Elektromobilität. Bei der World Solar Challenge treten Vorreiter in der Entwicklung von Solarautos gegeneinander an und beweisen, dass umweltfreundliches Fahren in greifbarer Nähe ist.
Fährt hier das Auto von morgen? Werden sonnenbetriebene Wagen in naher Zukunft zum Alltag auf den Straßen gehören? Wieso der Umwelt schaden und Ressourcen verbrauchen, wenn man auch mit dem umherfahren kann, was uns die Natur schenkt: mit der Energie der Sonne! Davon gibt es in Australien bekanntlich besonders viel. Vom 8. bis 15. Oktober 2017 geht es darum Down Under besonders heiß her - im wahrsten Sinne des Wortes.
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Bei der "World Solar Challenge" treten Teams aus aller Welt gegeneinander an. Das Rennen, das im nördlich gelegenen Darwin startet und mit durchschnittlich 80km/h über 3.000 Kilometer durch die Hitze Australiens ins südliche Adelaide führt, gewinnt immer mehr an Popularität. Nicht zuletzt, weil dort womöglich die Technik von morgen zu sehen ist. In drei Kategorien, der "Adventure Class", der "Cruiser Class" und der "Challenger Class", treten verschiedenste Wagen gegeneinander an.
Härtestes Solarautorennen der Welt
Während in der "Adventure Class" Kreativität und Abenteuer im Vordergrund stehen und auch moderne Seifenkisten an den Start gehen können, müssen Wagen der "Cruiser Class" für mindestens zwei Personen geeignet und alltagstauglich sein. In der "Challenger Class" findet der größte Wettbewerb statt. Dort geht es darum, Adelaide als schnellstes Team zu erreichen. Dazu sind gute Ingenieursarbeit, intelligente Fahrstrategie und ausgearbeitetes Energiemanagement nötig. Das Ziel ist hier, so effizient zu kombinieren, dass man auf den finalen Metern die letzte Energie aus der Batterien nutzt.
Das härteste Solarautorennen der Welt unterliegt hierbei strengen Regeln. Sowohl die Eckdaten der Wagen als auch die Fahrzeiten sind genau vorgegeben. Wer sich nicht daran hält, nimmt außer Konkurrenz oder in der "Adventure Class" teil. Denn alle Teams sollen die gleichen Chancen haben, ihre selbst entwickelten Autobatterien durch die Sonne aufzuladen, die Fahrer zu wechseln oder schlichtweg Pausen zu machen, um Proviant zu kaufen oder durchzuatmen. Das mehrtägige Rennen findet täglich von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr statt, für jedes Team gelten die gleichen Stopps in nahegelegenen Ortschaften.
"Team Sonnenwagen" als Leuchtturm der Elektromobilität
Die teilnehmenden Teams sind nur selten große Autokonzerne, sondern werden meist von Universitäten wie Cambridge oder Stanford aufgestellt. Junge Maschinenbauer, Mechaniker oder Elektrotechniker bereiten sich Monate, gar Jahre auf dieses Rennen vor. "Die größte Herausforderung ist das, was gleichzeitig am meisten Spaß macht: ein komplettes Auto von null an zu konstruieren", erzählt Niklas Kaltz (25). Er ist zweiter Vorsitzender des "Team Sonnenwagen" der RWTH Aachen University und hat im Herbst 2015 mit Kommilitonen das Team aufgebaut. Die etwa 40 Studenten nehmen zum ersten Mal am Wettbewerb teil und treten in der "Challenger Class" an. "Ein Autokonzern hat zum Bau hunderte Mitarbeiter und viele Jahre Entwicklungszeit. Diesen Luxus haben wir zwar nicht, jedoch vereinen auch wir in unserem Team Kompetenzen aus verschiedensten Bereichen, von der Fahrzeugtechnik über die aerodynamische Auslegung bis hin zur Programmierung von vielschichtigen Optimierungsmodellen."
In der "Challenger Class" ist genau vorgegeben, in welchem Maße das Auto mit Solarzellen versehen sein darf Foto:Sonnenwagen Aachen e.V.
Nicht nur fachlich, auch finanziell wird den Teams viel abverlangt. "Es handelt sich um eine mittlere sechsstellige Summe an Kosten, die wir abdecken müssen", erklärt Kaltz. Trotz Fachwissen aus den verschiedenen Instituten der Universität ist man auf Sponsoren und Unterstützung von außerhalb angewiesen - sei es im finanziellen Bereich, durch Komponenten oder Know-how. "Darum hoffen wir auf Unternehmen, die etwas für die Zukunft tun und E-Mobilität voranbringen wollen." Trotz innovativer Wagen und neuesten Entwicklungen winkt dem Gewinner der Challenge kein großes Preisgeld. "Was man gewinnt, ist Renommee und die Chance, seine Mission, seine Botschaft in die Welt hinauszutragen."
Vorsprung durch innovative Ideen
Um im Nachhinein einen möglichst großen Erfolg mit den entwickelten Neuheiten zu haben, versuchen die weltweiten Teams, zukunftsweisend zu denken. Wie kann der Wagen im Rennen gewinnen, aber trotzdem so konzipiert sein, dass von den Ideen früher oder später auch im Alltag Gebrauch gemacht werden kann? Kaltz und sein "Team Sonnenwagen" setzen besonders auf zwei Faktoren: "Wir haben ein völlig neues Konzept im Bereich des Leichtbaus entwickelt, das es so bisher noch nicht gab. Dadurch sparen wir einen Teil des Gewichts ein. Ein weiterer Bereich, in dem wir Vorreiter sind, ist unsere Fahrstrategie. Wir schreiben ein Modell, ein Programm, mit dem wir jederzeit unsere optimale Geschwindigkeit ausrechnen können, auf Basis von Wetterdaten, der Topografie der Strecke und anderen Einflüssen."
Natürlich wird auch die Konkurrenz nicht müde sein, weltweit neue Entwicklungen zu schaffen und sich damit den Gegnern zu stellen. Doch eins vereint alle Teilnehmer: Im Bereich der Mobilität wird und muss sich etwas tun. Elektromobilität gilt für sie als Schlüssel, um die anstehenden Herausforderungen im Automotive-Bereich zu lösen. Dass das Aachener Team zusätzlich noch einen besonderen Fokus auf die Fahrstrategie legt, kann ein großer Vorteil sein. Sie zeigen, was heute mit Zukunftstechnologie schon möglich ist. Denn im Grunde geht es um eines: Solarmobilität voranbringen.