Wildtierunfälle: Ausweichen kann teuer werden
Am 26. März werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Dann sind viele wieder eine Stunde früher mit dem Auto unterwegs. Und damit steigt die Gefahr von Wildunfällen stark an. Der Bayerische Jagdverband bittet Autofahrer, verstärkt auf Wildtiere auf den Straßen zu achten.
Läuft ein Tier unvermittelt auf die Fahrbahn, muss in einem Sekundenbruchteil entschieden werden: ausweichen oder nicht?
Kommt es zum Unfall, kann sich die Versicherung quer stellen. Einerseits schützen viele Tarife nicht bei allen Wildschäden, zum anderen untersucht der Versicherer, ob ein Ausweichmanöver die richtige Reaktion war.
Es gibt große Unterschiede bei den Leistungen
Arnd Schröder vom Vergleichsportal "TopTarif" erklärt: ."Zusammenstöße mit Tieren sind in der Teilkasko versichert. Allerdings gibt es erhebliche Leistungsunterschiede. Während einige Policen für Unfälle mit Tieren aller Art aufkommen, decken andere lediglich Schäden durch Haarwild." Unter Haarwild versteht der Gesetzgeber neben Rehen, Hirschen und Wildschweinen auch Hasen und Wildkaninchen, Murmeltiere, Marder, Elche, Luchse und Füchse. Selbst Seehunde und Fischotter stehen auf der Liste.
Schröder sagt: "Oft verirren sich aber Nutz- oder Haustiere auf die Straße. Dann zahlt die Versicherung, die nur Haarwild einschließt, keinen Cent. Deshalb empfehlen wir eine Kfz-Versicherung, die Kollisionen mit Tieren aller Art deckt."
Ausweichen? Eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Plötzlich steht ein Tier auf der Straße. Der Impuls auszuweichen, ist oft die erste Reaktion. Allerdings ist ein sicheres Ausweichmanöver nicht immer garantiert – besonders bei hohen Geschwindigkeiten.
Jeder Versicherte hat vertragsmäßig eine Schadensminderungspflicht. Er muss also alles ihm Mögliche tun, um Schäden abzuwenden. Führt ein Ausweichmanöver erwartungsgemäß zu geringeren Fahrzeugschäden, muss der Kfz-Versicherer unter Umständen die anfallenden Schadenskosten erstatten.
Ob er wirklich zahlt, ist jedoch abhängig von der Verhältnismäßigkeit. "Wer einem Fuchs oder Igel ausweicht und daraufhin im Straßengraben oder im Gegenverkehr landet, muss sich die Frage gefallen lassen, ob es das Risiko wert war", sagt Schröder.
Bei Kleinwild wird der Versicherer regelmäßig mit Nein antworten, da eine Kollision nur geringe Schäden verursacht hätte. Der Versicherte hat bei der Kostenübernahme schlechte Karten.
Problematisch beim Ausweichen ist zudem, die Existenz des Tieres nachzuweisen. Da keine Spuren am Fahrzeug zu finden sind, können sich Betroffene nur auf Zeugenaussagen stützen.
Die Vollkasko zahlt immer, aber die Prämien steigen an
Die Vollkaskoversicherung zahlt hingegen für alle Unfälle, auch bei einem Ausweichmanöver. Allerdings rutschen Autofahrer dann in eine schlechtere Schadenfreiheitsklasse – die Prämien steigen an.
Jetzt im Frühjahr gehen viele Tiere auf Nahrungssuche und die Paarungszeit beginnt. Mit der Umstellung auf die Sommerzeit sind zudem wieder mehr Menschen in der Dämmerung unterwegs – eine besonders gefährliche Zeit. Vor allem in der Nähe von Wäldern, Wiesen und Feldern sollten Autofahrer aufmerksam fahren, ihre Geschwindigkeit reduzieren und jederzeit bremsbereit sein.
Taucht am Straßenrand oder auf der Fahrbahn plötzlich ein Reh auf, ist von einer Vollbremsung abzuraten. Es gilt: Langsam abbremsen, abblenden, hupen. Nachfolgende Autos werden mit der Warnblinkanlage alarmiert. Da sich Wildtiere meist in Gruppen aufhalten, könnten weitere Tiere in der Nähe sein. Autofahrer sollten daher mit Schrittgeschwindigkeit weiterfahren. Ist der Zusammenstoß unvermeidbar, hilft nur noch Lenkrad festhalten und fahren.
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