VW spart Sprit - mit BlueMotion 2.0

WOLFSBURG - Volkswagen erweitert seine Sparmodelle der nächsten Generation um eine Start-Stopp-Funktion. Den Anfang macht der Passat.
Mit dem Passat BlueMotion führt VW gerade die zweite Generation seiner verbrauchsreduzierten Modelle in den verschiedenen Baureihen ein. Im Juni soll ein entsprechender Golf folgen. Für Februar 2010 stellte Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg die Serienversion der in Genf präsentierten Studie des Polo BlueMotoion in Aussicht. Die auffälligsten Neuerungen an den BlueMotion-Modellen sind der Einsatz einer Start-Stopp-Automatik und die Rückgewinnung von Bremsenergie (Rekuperation). Daneben sollen wie bisher schon verbesserte Luftwiderstandswerte, länger übersetze Gänge oder die Verwendung von rollwiderstandsarmen Reifen sowie verminderte Motorreibung die Verbrauchswerte weiter drücken.
Anders als BMW konnte sich Volkswagen nicht entschließen, die Sparfunktionen serienmäßig in seinen Fahrzeugen anzubieten, was Sprecher Peter Weisheit wegen der aufwandsbedingt höheren Kosten mit der ausgeprägteren Preissensibilität der VW-Kunden erklärt. Anders gesagt, muss, wer mit einem VW besonders sparsam unterwegs sein will, zunächst tiefer in die Tasche greifen. Beim jetzt gestarteten Passat BlueMotion beträgt der Aufpreis zur gleichstarken Normalversion mit 110 PS 550 Euro. Das ist zwar 300 Euro günstiger als noch beim Vorgängermodell mit 105 PS, aber immerhin.
BlueMotion gegen Aufpreis
Dafür beträgt mit BlueMotion II im Falle des Passat die Kraftstoffersparnis auf 100 Kilometer 0,6 Liter. Sie sinkt im Mix von 5,5 Liter, auf 4,9 Liter. In der Stadt könnte das Minus womöglich noch etwas größer ausfallen, zahlen sich doch hier Start-Stopp-System und Rekuperation wegen der häufigen Anhalte- und Bremsmanöver aus. Weniger Verbrauch bedeutet auch eine deutlich bessere CO2-Rate. Sie sinkt auf von 143 Gramm pro Kilometer auf den Wert von 128. Das bedeutet eine günstige Kfz-Steuer, die man bei Zulassung bis zum 30. Juni gar für zwei Jahre einbehalten kann, weil das Fahrzeug die Euro5 Abgasnorm erfüllt.
Wer beim Anhalten nicht stets auf der Kupplung steht, muss sich mit Start-Stopp kaum umstellen. Damit aber der Motor an der Ampel wirklich ausgeht, ist Auskuppeln und das Absteigen vom Pedal unumgänglich. Im Fahrerdisplay erscheint jetzt das entsprechende Start-Stopp-Zeichen, ein von einem Pfeil umrundetes A. Es erlischt beim erneute Treten des Pedals und der Motor startet unter leichtem Schütteln ohne Zögern. Das klappte während unserer kurzen Kennenlernphase mit dem Passat reibungslos. Gleichwohl kennt auch das VW-System einige Ausnahmesituationen, in denen der Motor trotzdem weiter läuft. Dafür reicht, als Fahrer nicht angeschnallt zu sein, die Motorklappe nicht geschlossen oder einen Anhänger am Haken zu haben.
Zudem muss der Motor «betriebswarm», dürfen der Innenraum nicht zu kalt, die Defrosterfunktion der Klimaanlage nicht eingeschaltet sein. Und natürlich muss die Batterien genügend Saft haben. Das Alles lässt darauf schließen: bei milderen Temperaturen ist mit der neuen BlueMotion-Funktion mehr Staat zu machen. Genaueres müssen Praxistests ergeben. Wie einst beim Dreiliter-Lupo kann die Sparfunktion aber per Knopfdruck abschalten.
Länger übersetzte Gänge
Was die Fahrdynamik des Passat BlueMotion betrifft, hält sich VW nicht zurück. Nicht nur, dass er mit 11,7 Sekunden eine Zehntel schneller über die Null-Auf-Hundert-Strecke als die Normalversion ist. Die Höchstgeschwindigkeit liegt mit 198 km/h auch etwas höher. Erst das Beschleunigen auf der Autobahn fällt im Vergleich etwas zäher aus, weil der dritte bis fünfte Gang der Sparzwänge wegen länger übersetzt wurden, um die Drehzahlen niedriger zu halten. Um einen geringeren Luftwiderstand zu bewirken, liegt die Karosse vorn 1,5, hinten 0,8 Zentimeter tiefer, wurde der Kühlergrill teilweise geschlossen, die Hinterachse partiell verkleidet. Das alles erlaubt ein angenehm ruhiges Fahren. Nur im Drehzahlkeller gibt sich der Vierzylinder-Diesel etwas kratzbürstig.
Was sich am Lenkrad abspielt ist unauffällig, eher als komfortable, denn als sportliche Rückmeldung zu verstehen und fühlt sich trotz gewichtsreduzierter Leichtmetallfelgen und rollwiderstandsarmer Reifen gewohnt griffig an. Auch die Druckpunkte der Fünfgangschaltung werfen nur eine Frage auf: warum gibt es keinen Sechsten? Gut ausgestattet beginnen die Preise für den Passat BlueMotion bei 26.750 Euro. Die gleichstarke Version ohne den Sparaufwand ist bereits ab 26.200 Euro zu haben.