Vom mild bis wild

MÜNCHEN - AZ-Test: Unterwegs im BMW 125i Stoffdach-Cabrio mit 218 PS: Es ist knackig, rasant, ganz schön teuer. Und es macht vor allem in Kurven richtig Laune.
Es waren goldene Zeiten für Cabrio-Fahrer. Der Föhn-Herbst hatte in den letzten Wochen noch einmal für jede Menge unerwarteter Offenfahr-Gelegenheiten gesorgt. Wohl dem, der einen passenden Untersatz zur Verfügung hatte – wie etwa das 1er Cabrio von BMW.
Wenn schon, denn schon: Im AZ-Test trat das Stoffdach-Cabrio auf Basis des bildschönen 1er Coupé als 125i an. Und das bedeutet: sämig-muskulöser Sechszylinder mit 218 PS, 0 bis 100 km/h in 6,8 Sekunden, Hinterradantrieb, 238 km/h Spitze. Schon diese Zahlen zeigen, dass es sich hier um ein echtes Spaßgerät handelt. Begleitet von kernigem Auspuffgeräusch lässt sich die Fuhre je nach Laune mild oder wild um die Kurve zirkeln, lassen sich aber auch auf der Autobahn jede Menge Kilometer fressen. Das Verdeck gibt sich auch bei diesem Einsatzzweck definitiv keine Blöße. Es schließt satt und natürlich auf Knopfdruck (in ziemlich lange erscheinenden 22 Sekunden), dämpft Außengeräusche praktisch genauso gut wie eine Blechhülle.
Hoher Sicherheits-Standard serienmäßig
Aber eigentlich will man im Cabrio ja offen fahren. Schon ab herbstlichen zehn, zwölf Grad beginnt dank der weit nach hinten gezogenen Frontscheibe und des optionalen Windschotts echtes Vergnügen, kräuselt der Fahrtwind nur noch zart das Haupthaar. Wer lieber die Hardcore-Variante mag, kann nach und nach alle Seitenscheiben runterfahren und sitzt dann bei höherem Tempo mitten im Sturm. Gut fürs Sicherheits-Gefühl: Front- und Seitenairbags und ein Überrollschutz sind serienmäßig.
So richtig geräumig ist ein Kompakt-Cabrio nicht – und will es auch nicht sein. Das Platzangebot vorne geht völlig in Ordnung, aber hinten wird’s schon reichlich eng. Im Kofferraum stehen bei geschlossenem Verdeck ausreichende 305 Liter zur Verfügung, bei geöffnetem Dach sind’s gerade noch 260 Liter. Praktisch ist die optionale Durchladeeinrichtung, durch die sogar ein breites Snowboard passt.
Das Stabilitätsprogramm ist auf nassen Straßen gefordert
8,1 Liter Super verbraucht der Spaßmacher laut EU-Norm, im AZ-Test waren’s wegen der gelegentlichen lustvollen Ausnutzung der Leistungsreserven letztlich 9,2 Liter. Das ist zu verkraften. Das Fahrverhalten auf nassen Straßen machte deutlich, dass ein so kompaktes Gerät wie das 1er Cabrio mit 218 PS durchaus üppig motorisiert ist – auf kurvenreichen Strecken ist das bei BMW DSC genannte Stabilitätsprogramm ESP jedenfalls beinahe schon im Dauereinsatz.
Der bei Bedarf offene 125i ist ein gelungenes Gerät. Aber auch ein teures: 36 600 Euro sind mindestens fällig, die Aufpreisliste ist elend lang.
Rudolf Huber