Sparfuchs mit Charme
München - Kann ein Preisbrecher, ein chronisches Sonderangebot, solide und zuverlässig sein? Er kann, wie der Dacia Duster seit Jahren beweist. In seiner aktuellen Version gibt er den günstigsten aller SUV mit einer Prise herbem Charme und einer dicken Portion Alltagstauglichkeit. Das zeigte der Duster dCi 110 4x4 im AZ-Test deutlich.
Mit den Duster kann man sich sehen lassen – ob auf dem verschlammten Feldweg oder in der Maximilianstraße. Man kann seinen Auftritt im SUV-Modell der rumänischen Renault-Tochter nämlich mit sehr praktischen Argumenten, gerne aber auch mit Understatement erklären: Warum mehr ausgeben für ein Auto, das dank Allrad und erhöhter Bodenfreiheit vielseitig einsetzbar ist, das reichlich Platz bietet und das zeigt, dass man auf Angeberei ganz und gar verzichten kann?
Das Exterieur des Billig-Gefährts ist nicht aufregend, bietet aber auch kaum geschmäcklerische Angriffspunkte. Der Duster schaut wie ein Geländewagen aus, nicht nach rundgelutschtem Crossover. Ein paar Beplankungen aus Plastik sollen Offroad-Attitüde verbreiten, die Dachreling ist serienmäßig. Mit 4,32 Metern in der Länge, 1,82 und 1,63 Metern in Breite und Höhe ist er auch stadttauglich. Innendrin erwarten die Passagiere reichlich Hartplastik, das aber routiniert verarbeitet ist, dazu leicht bedienbare Schalter und Hebel – allerdings sind das Display für Navi und Audio und die Heizungs-/Lüftungs-Drehregler ein bisschen tief montiert. Und, Renault lässt grüßen: Die Hupe wird immer noch per Blinkerhebel bedient.
Das Platzangebot ist gut, vorne wie hinten, die Vordersitze wirken beim ersten Probesitzen unbequemer, als sie dann auf der Langstrecke tatsächlich sind. Klar könnte der Seitenhalt besser sein. Aber schließlich sind wir in einem Billigauto unterwegs. Beim Kofferraumvolumen kann der Duster wieder punkten: Die 443 bis 1636 Liter fürs Gepäck sind in dieser Klasse wirklich sehr ordentlich, die Ladekante sitzt bauartbedingt rund 70 Zentimeter hoch.
Angetrieben wurde der AZ-Testwagen vom 109 PS starken und 1,5 Liter großen Dieselmotor aus Renault-Beständen, der wirklich sehr gut zum Charakter des Duster passt. Wenn man sich mal an die sehr kurz übersetzte erste Stufe des Sechsganggetriebes gewöhnt hat, kommt man prima mit dem harmonischen und kultivierten Diesel-Aggregats voran. 168 km/h auf der Autobahn – das reicht wirklich. Und wer ein bisschen zurückhaltend mit dem Gaspedal umgeht, kommt mit rund 6,5 Liter pro 100 Kilometer über die Runden – allerdings im Frontantriebsmodus. Per Stellrad kann auch auf automatisch aktivierten oder dauerhaften Allradantrieb geschaltet werden – das ist im kommenden Winter eine feine Sache.
Das Fahrwerk ist ohne Tücken, das serienmäßige ESP bremst die Fuhre bei zu übermütigem Kurvenslalom zuverlässig ein, die Federung schluckt grobe Schläge ebenso zuverlässig weg – und die Servolenkung vermittelt ein gutes Gefühl für die Straße.
In der feinen Ausstattungsstufe Prestige sind etwa Klimaanlage, Fensterheber vorne und die Zentralverriegelung plus das Navi-Radio schon im Grundpreis von 18 690 Euro enthalten. Beim Testwagen summierten sich die (empfehlenswerte) Einparkhilfe hinten und die Sitzheizung vorne mit ein paar weiteren kleinen Posten auf letztlich 19 889 Euro. Dafür kriegt man bei der Konkurrenz noch nicht mal einen vergleichbar ausgestatteten Fronttriebler.