Seat Ibiza: Der König der Kleinwagen
Kein Modell ist mit der Marke Seat so tief verbunden wie der Ibiza. Benannt nach der Lifestyle-Insel im Mittelmeer gehört er seit 1984 fest zum Programm und wurde bis heute mehr als 5,3 Millionen Mal gebaut. Mittlerweile sind wir bei Generation fünf angelangt.
Und die macht einen riesigen Sprung in Sachen Modernität. Denn der Ibiza ist das erste Kompaktmodell im Volkswagenkonzern, das auf der neuen MQB-A0-Architektur basiert. Damit bekommt der Ibiza (Markteinführung im Juni) den Vortritt vor dem Polo, der in der zweiten Jahreshälfte erscheint.
Auch hinten gute Platzverhältnisse
Breiter und länger für mehr Platz Foto:SeatDie Vorteile der neuen Plattform sind vielfältig. Der neue Ibiza wurde nicht länger, steht aber deutlich breiter auf seinen Rädern. Auch der Radstand wuchs. Letzteres bekommen vor allem die Passagiere auf der Rückbank zu spüren - sie genießen mehr Platz. "35 Millimeter mehr Kniefreiheit sind in dieser Klasse ein gewaltiger Schritt", sagt Matthias Rabe, der Entwicklungschef von Seat. Tatsächlich fühlen sich auch Personen mit 1,80 Meter Körpergröße noch bequem untergebracht. Ganz hinten bleibt ein Gepäckabteil von 355 Litern, das sind 63 Liter mehr als beim Vorgängermodell. Laut Seat sei dies ein Bestwert im Segment.
Mehr Display, weniger Schalter
Funktionelles Cockpit mit klaren Konturen Foto:SeatHinterm Lenkrad dürfte sich jeder Seat-Besitzer sofort zu Hause fühlen. Sauber gezeichnete Rundinstrumente, ein klares, übersichtliches Layout, eine leichte Bedienung sowie eine gute Verarbeitung zeigen, wessen Tochter man ist. Volkswagen gilt hier als der Klassen-Maßstab. Ein Eye-Catcher im Cockpit ist der 8,0-Zoll-Bildschirm. Mit seiner großen Glasfläche ragt er weit über das eigentliche Display hinaus und soll dem Fahrer ein wenig "iPad"-Gefühl vermitteln. Das frei konfigurierbare "Active Info Display", wie es jüngst im neuen Golf zum Einsatz kommt, wird der Ibiza anfangs noch nicht haben.
Entwicklungschef Rabe verspricht aber das Hightech-Feature zum Jahreswechsel 2018. Schließlich zielt die Marke vorwiegend auf junge Käufer. Denen dürfte es auch gefallen, dass man beim Thema Konnektivität vorn dabei ist. Das Smartphone kann kabellos geladen werden und es lässt sich mit dem Bordsystem entweder über Apple Car Play, Android Auto oder Mirror Link verbinden.
Ein Erdgasmotor folgt 2018
Der Ibiza fährt ab 2018 auch mit Erdgas Foto:SeatDa kann das, was vorne unter der Haube steckt, schon mal ins Hintertreffen geraten. Dabei bietet Seat auch hier modernste Technik. Den Einstieg bildet ein schnurriger 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 95 oder 115 PS. Wer denkt, damit wäre der Ibiza nicht ausreichend motorisiert, irrt gewaltig. Der Motor läuft klasse, dreht agil, hat einen schnurrigen Sound und wirkt in keiner Weise überfordert. Das liegt nicht zuletzt auch an dem recht geringen Gewicht (1140 Kilogramm) des Ibiza.
Wer mehr Leistung benötigt, muss sich noch ein wenig gedulden. Ab Herbst soll ein 1,5-Liter-TSI mit 150 PS und Zylinderabschaltung das Angebot ergänzen. Der Vierzylinder wurde kürzlich erstmals im neuen Golf vorgestellt. Das Thema Diesel ist bei Seat nicht vom Tisch, auch wenn die Nachfrage im Kompaktsegment allgemein zurückgeht. Doch in Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich ist der Selbstzünder nach wie vor sehr beliebt. Den Ibiza wird es als 1.6-TDI mit 80, 95 oder 115 PS geben. Im Gespräch ist auch eine 150-PS-Variante.
Neuland betreten die Spanier mit dem Erdgasmotor (TGI). Er soll ab 2018 zur Verfügung stehen. Man wäre dann der erste Hersteller, der solch einen Antrieb im Segment anbietet. Prinzipiell gilt der Erdgasmotor als gute Alternative zum Diesel. Erdgas verbrennt sauberer und reduziert den CO2-Ausstoß. Nachteil: Es braucht etwas Routenplanung, denn nicht an jeder Ecke gibt es eine Zapfsäule. Zudem wird der Preis des TGI sicher über jenem des Dreizylinder-Turbobenziners liegen. Zahlen will man erst später bekannt geben.
Handlich wie ein Kleiner, Komfort wie ein Großer
In punkto Komfort ist der kleine Ibiza ein Großer Foto:SeatÜber Fahrkomfort und Lenkverhalten muss bei Seats neuem Kompakten eigentlich kein Wort mehr verloren werden. Die spanische VW-Tochter markiert hier ein ebenso hohes Niveau wie die Mutter in Wolfsburg. Der Ibiza überzeugt mit leisen Fahrgeräuschen, gutem Abrollkomfort und einer präzisen Lenkung. Es sollte kein Problem sein, aus diesem Auto auch nach längerer Fahrt entspannt auszusteigen.
Besonders, wenn man sich für die Topausstattung XCellence oder FR entschieden hat. Letztere markiert die sportliche Linie, XCellence legt den Fokus auf Komfort und Eleganz. Gestrichen wurden für den neuen Ibiza die dreitürige Karosserievariante und der Kombi ST. Die praktikablen Vorteile des Kombis sollen weitgehend der SUV Ateca und dessen kleinerer Bruder Arona (kommt Ende des Jahres) kompensieren.
Die MQB-Plattform bildet nicht nur eine gute Grundlage für neue Antriebe, sondern auch für elektrische Assistenzsysteme. Im Stau oder im Stop-and-go-Verkehr kann der Ibiza jetzt automatisch den Abstand zum Vordermann halten, nur noch nicht selbsttätig lenken. Entwicklungschef Matthias Rabe verspricht diese Teilautonomie zu einem späteren Zeitpunkt.
Konkurrenz aus dem eigenen Haus
Werden der neue VW Polo und der Skoda Fabia dem Ibiza die Fans streitig machen? Foto:SeatMit dem neuen Ibiza ist Seat ein sehr ausgereiftes und modernes Auto gelungen, das der spanischen Marke weiter Auftrieb geben dürfte. Allerdings bahnt sich schon Konkurrenz aus dem eigenen Hause an: Im Herbst erscheint der neue Polo und 2018 dürfte mit der nächsten Generation des Skoda Fabia zu rechnen sein.
Technische Daten Seat Ibiza : Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen mit Frontantrieb, Länge: 4,06 Meter, Breite: 1,78 Meter Höhe: 1,44 Meter, Radstand: 2,56 Meter, Kofferraumvolumen: 355 l. Antrieb: 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (TSI), 85 kW/115 PS bei 5.00-5.500 U/min, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 2.000-3.500 U/min, 0-100 km/h: k.A., Vmax: 195 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,7 l/100 km, CO2-Ausstoß: 108 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 18.090 Euro.
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